Liebe Leserinnen und Leser,
viele werden sie wohl noch kennen – diese wunderbare Werbe-Idee: m-m – die zarteste Versuchung seit es Schokolade gibt. Schöner kann man es wohl kaum zum Ausdruck bringen was das ist: eine Versuchung. Da will mich jemand oder etwas dazu verführen, was ich – eigentlich – nicht will. Oder nicht soll. Oder besser lasse. Wenn da nicht diese Verlockung wäre. Das süße Leben. Die scheinbar einfache Lösung. Der Gedanke: das macht doch nichts, das merkt doch keiner.
Die Versuchung hat viele Gesichter. Viele von ihnen sind ziemlich harmlos. Andere schaden uns, wenn wir ihnen nachgeben. Aber sie sind raffiniert und ziehen uns oft magisch in ihren Bann. Sie packen uns bei unseren menschlichsten Bedürfnissen und kennen unsere Schwachstellen ziemlich gut. Sie können im frommen Gewand auftreten oder als Menschenfreund. Wir erkennen sie oft nicht gleich. Und manchmal fällt es schwer ihnen zu widerstehen, weil sie uns zu sehr nach dem Mund oder nach dem Herzen reden.
Im Evangelium vom Sonntag erzählt Matthäus, welchen Weg Jesus gefunden hat, damit umzugehen. Die Antwort ist eigentlich ganz einfach. Er fragt sich schlicht, was Gott wohl dazu sagen würde. Unter diesem Blickwinkel verliert die Versuchung an Macht. Wenn es vor Gott nicht bestehen kann, dann ist es für Jesus nichts wert.
So einfach könnte es sein. Dazu gehört aber eine große Portion Vertrauen. Vertrauen darauf, dass Gott es gut mit uns meint und dass es sich lohnt, nach seiner Meinung zu fragen. Was er denkt, das spüren wir ja oft schon in unserem Gewissen – wenn wir es nicht zum Schweigen gebracht haben. Auf Gott zu vertrauen würde uns auf einen Weg bringen, der uns mehr Zufriedenheit schenkt.
Allerdings verspricht Gott uns in der Regel keine Macht oder große Reichtümer. Er bietet uns auch keine ewige Jugend an oder immerwährende Schönheit. Da hat die Versuchung heute wohl die scheinbar besseren Angebote – wenn sie nur nicht so vergänglich wären und darum im Grunde genommen eine Lüge.
Gott dagegen kann uns helfen unsere Seele, unsere Empfindsamkeit zu bewahren. Er hilft uns zu uns selbst und zum anderen zu finden. Er läßt mich entdecken: ich bin ein wertvolles, einzigartiges Geschöpf, geliebt von dem, der mich so gewollt hat. Ich muß ihm nichts beweisen. Darin kann ich Frieden finden und damit Zufriedenheit.
Ihr Uwe Noormann, Pastor in Tannenhausen-Georgsfeld