Desktop

Tablet / Mobil

Desktop

Tablet / Mobil

Der Mose muss weg!

Seit acht Stunden sind wir mit den Motorrädern im Dauerregen unterwegs, durchgeweicht bis auf die Haut und wir frieren! Noch sechs Kilometer bis zum Ziel. Und jetzt: Straßensperre. Umleitung! Dem ersten Schild folgt kein zweites. Wo lang? Mehrere Irrwege, unzählige Flüche, zwei Stunden später und völlig erschöpft erreichen wir unser Ziel. Nicht nur ein Mal waren wir kurz davor, mit einem Schrei voller Wut die Mopeds in den Graben zu schmeißen und uns heulend an den Straßenrand zu setzen.

Zugegeben: das Volk Israel hatte deutlich mehr Grund zu murren. 38 Jahre waren sie schon unterwegs, nach ihrem Auszug aus Ägypten, das gelobte Land nicht mehr weit, und dann das: Die Edomiter wollten sie trotz aller Bitten und Zugeständnisse nicht durch ihr Land ziehen lassen. Das bedeutet einen großen Umweg. Durch die Wüste! Da war die Stimmung auf dem Nullpunkt. Und wer war schuld? Der Mose natürlich.

„Wozu hast Du uns aus Ägypten geführt? Sollen wir in der Wüste sterben?“ (4. Mose 21, 4-9). Ja, und Gott natürlich auch. Vergessen das Elend der Sklaverei. Vergessen wie Gott und Mose das Volk bis hierhin geführt und immer wieder versorgt hatten. Lieber zurück nach Ägypten, angesichts der Wüste eine verlockende Alternative. Der Mose muss weg! Ich stelle mir vor wie sie es skandieren, während sie sich vor Mose versammeln. Und dann passiert es: Gott zieht seinen Schutz zurück. Mose ist machtlos; seine Macht los. Und die Schlangen kommen, und mit ihnen der Tod. Jetzt ist das Jammern groß. Die Erkenntnis „wir haben einen Fehler gemacht“ kommt zu spät. Nur der Blick auf das Zeichen Gottes, auf Gott selbst, verhindert das Sterben durch den Schlangenbiss. Auch wenn die Schlangen bleiben und ihr Gift weiter in die Wunden spritzen: Zum Weg durch die Wüste mit Mose als Führungskraft und unter Gottes Schutz gibt es eben keine Alternative.

Und die Moral von der Geschicht? Nicht jede Alternative ist eine.

Torsten Hoffmann, Diakon im Kirchenkreis Aurich