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Das Historische Pfarrhaus in Engerhafe

Führungen

Ganzjährig nach Vereinbarung – auch für Gruppen und Schulklassen

Verein Gedenkstätte KZ-Engerhafe e.V.

Vorsitzende:
Hilke Osterwald

Kirchwyk 5
26624 Engerhafe

Führungen

Mittwochs  & samstags (Sommersaison): 15 – 17 Uhr

Ganzjährig nach Vereinbarung – auch für Gruppen und Schulklassen

Verein Gedenkstätte KZ-Engerhafe e.V.

Vorsitzende:
Hilke Osterwald

Kirchwyk 5
26624 Engerhafe

Ein altes ostfriesisches Steinhaus

Das Pfarrhaus in Engerhafe ist eines der ältesten Steinhäuser in Ostfriesland. Der Gebäudekeller wurde wahrscheinlich im 14. Jahrhundert errichtet. Danach muss das Haus eine Zerstörung erlitten haben, denn die Bäume, aus denen die Balken im Dachstuhl und an den Decken gefertigt sind, wurden im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts gefällt. 

Im 18. Jahrhundert wurden die Fassaden an den aktuellen Baustil angepasst. So ist bis heute vom Keller bis zum Dach die gesamte Baugeschichte des Hauses seit dem 14. Jahrhundert erlebbar.

Ein KZ-Außenlager im Pfarrgarten

Im Auftrag der Stadt Emden wurde im Februar 1942 das Pfarrhaus und das gesamte Gelände um das Haus beschlagnahmt, um ein Lager für ausländische Zivilarbeiter zu errichten, die in Emden zum Bunkerbau eingesetzt waren. Für die Überlassung des Geländes erhielt die Kirchengemeinde eine jährliche Entschädigung von 100 Reichsmark. Zwischen dem 21. Oktober und dem 22. Dezember 1944 schließlich wurde das Lager eingezäunt und mit KZ-Häftlingen aus dem Konzentrationslager Neuengamme belegt, die in Aurich Panzergräben ausheben mussten.

Pastor Janssen, der ab 1942 die vakante Pfarrstelle in Engerhafe vertrat, schrieb in die Kirchenchronik: „Das Barackenlager gestaltete sich, seit es mit Gefangenen belegt war, zu einer großen Not der Gemeinde.“ Denn innerhalb der nur achtwöchigen Existenz des KZ-Außenlagers starben 188 Häftlinge an Krankheiten, an unzureichender Ernährung bei kräftezehrender Arbeit im Freien bei Wind und Regen und an körperlichen Misshandlungen.

Die Toten wurden auf dem Friedhof der Kirchengemeinde Engerhafe beerdigt; zunächst in Einzelgräbern, doch als die Zahl der Todesopfer stieg, schließlich in Sammelgräbern. Die Kirchengemeinde musste für die Beerdigung sorgen, doch „ohne“, – wie Pastor Janssen es festhielt – „kirchliche Beteiligung und auch sonst ohne jede Rede“.

Gedenken für eine lebendige Gegenwart und Zukunft

Kurz nach Kriegsende stellte die „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN) auf dem Friedhof der Kirchengemeinde einen Gedenkstein auf. 1952 wurden die Leichen im Auftrag des französischen Suchdienstes exhumiert und identifiziert. Von den 188 KZ-Opfern wurden 51 in ihre Heimat oder auf Ehrenfriedhöfe in Deutschland überführt. Von 55 der verbliebenen 137 Leichen konnte die Identität nicht geklärt werden.

Um das Jahr 1965 wurde die Bepflanzung der Grabanlage so weit verändert, dass der Charakter der Begräbnisstätte verloren ging. 1990 wurde auf Initiative einer Gruppe von Schüler*innen des Gymnasium Ulricianum Aurich ein Mahnmal mit den Namen der Opfer errichtet. 2016 konnte der Verein Gedenkstätte KZ-Engerhafe die Grabanlage neugestalten.

Der Verein Gedenkstätte KZ Engerhafe arbeitet seit 2009 daran, am Ort des ehemaligen KZ-Außenlagers eine Gedenkstätte auf- und auszubauen. Im historischen Steinhaus der Alten Pastorei hatte der Verein 2011 erstmals mit einer Ausstellung über das vergessene KZ-Außenlager Engerhafe informiert.

Die Ausstellung ist inzwischen geschlossen. Seit Herbst 2021 renoviert die Kirchengemeinde Engerhafe das historische Steinhaus. Parallel zu den Bauarbeiten wird eine neue Dauerausstellung vorbereitet, die voraussichtlich im Oktober 2023 eröffnet wird.

http://www.gedenkstaette-kz-engerhafe.de