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9. Oktober 2021 „Heile du mich,…“

„Heile du mich, Herr, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen.“ (Jeremia 17,14)

Als bei meinem Vater ein Jahr nach überstandener Krebsoperation und Therapie überall gestreute Metastasen festgestellt wurden, brachen für ihn und uns jegliche Hoffnung auf eine endlich unbeschwerte gemeinsame Zukunft zusammen. So tapfer hatte er alle bisherigen Behandlungen durchgestanden, doch diese zweite, endgültige Diagnose kam einem Todesurteil gleich. Nun blieben uns laut ärztlicher Einschätzung nur noch wenige Monate, um voneinander Abschied zu nehmen. Was bleibt uns, wenn die Hoffnung auf ein Altwerden in Gesundheit brutal zerstört wird? Wenn eine körperliche Heilung nicht mehr möglich ist?

Während ich damals im ersten theologischen Studienjahr mit einem für mich lieblosen oder unfähigen, machtlosen Gott stritt und seine Existenz in Frage stellte, konnte mein Vater in aller Verzweiflung und Abschiedsschmerzen dennoch seinem Gott danken, der ihm in seinem Leben so viel Schönes geschenkt hatte. Von Herzen gerne hätten wir noch viele gute gemeinsame Jahre erlebt. Dass wir dieses große Glück nicht erleben konnten, dafür hat mein Vater zuerst die Schuld ebenso wie wir bei sich selbst, den Ärzten und schließlich auch bei Gott gesucht, aber nicht gefunden.

Gott ist für uns nicht nur dann ein guter und liebender Vater, solange es uns gut geht und wir gesund und fröhlich und in Frieden leben. Gott will uns dann nahe sein, wenn das Leben durch leidvolle, dunkle Zeiten führt. Er bleibt an meiner Seite, nicht am Leiden vorbei, sondern durch das Leiden hindurch. Glaube ist Vertrauen darin, dass es einen Gott gibt, der dann bei uns ist, wenn mir die Kraft für das letzte Wegstück fehlt.

Der mich treu und spürbar begleitet und am Ende trägt, wenn ich keinen eigenen Schritt mehr gehen kann. Gottes Nähe lässt mich heil werden, auch wenn es keine körperliche Genesung mehr gibt, denn seine heilsame Gegenwart lässt mich heute ahnen, dass meine Seele bei Ihm im Guten und in Frieden geborgen ist. Dort, wo Licht ist, wo neues Leben ohne Leid ist, wo Liebe ist.

Mit freundlichen Grüßen, Pastor John Förster, Kirchengemeinden Riepe und Ochtelbur