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25. September 2021 Klug wählen

Klug wählen

Deutschland wählt. An diesem Sonntag dürfen wir alle wählen oder jetzt schon per Briefwahl. Da haben wir Erststimme und Zweitstimme. Und manche von uns dürfen auch noch ihren Bürgermeister in einer Stichwahl wählen.

Wählen zu können, ist ein großes Vorrecht. Es gibt weltweit viele Menschen, die von einer freien Wahl nur träumen können. Deshalb sollten wir alle dieses Recht hoch achten und an der politischen Zukunftsgestaltung auf jeden Fall mitwirken. Weichen werden neu gestellt. Auch die Kandidierenden verdienen Respekt. Sie sind bereit, politische Verantwortung zu übernehmen. Das gilt natürlich auch für alle, die schon vor 2 Wochen für Ämter in den Städten, Gemeinden und Landkreisen kandidiert haben.

Allen, die gewählt wurden, wünsche ich ein erfolg- und segensreiches Wirken zu unser aller Wohl.

Von einem Politiker, der frisch in sein Amt gewählt war, möchte ich erzählen. Er ist König. König Salomo. Er hat auch selbst klug gewählt. Von ihm wird in der Bibel erzählt, dass er sich zu Beginn seiner Regierungszeit noch zu jung und zu unerfahren für seine Aufgaben fühlt. Und dann wird er vor die Wahl gestellt. Nachts in einem Traum sagt Gott zu Salomo: „Was immer du wünscht, was du brauchst für dein neues Amt – du darfst auswählen. Und ich will es dir geben. Du darfst frei wählen.“ Was für ein tolles Angebot: Ein Wunsch frei für die kommende Amtszeit. Was könnte man da alles wünschen und auswählen: Macht, Einfluss, hohes Ansehen in der Bevölkerung, große Unterstützung bei allen Projekten, keine politischen Intrigen. Und ein König könnte sich darüber hinaus auch Reichtum und Kriegsglück oder so was auswählen.

Salomo aber macht etwas ganz anderes.

Salomo hat diesen einen Wunsch an Gott: „Schenke mir ein hörendes Herz!“ Im jüdischen Glauben ist das Herz der Sitz des Verstandes und des Willens, nicht von Gemüt und Gefühl wie bei uns. Salomo bittet Gott also: „Schenke mir die Kraft, meinen ganzen Willen und meinen Verstand dafür einzusetzen, Dir und den andern Menschen gut zuzuhören. Dann habe ich einen guten Kompass, um meine Entscheidungen zum Besten der Menschen und im Einklang mit Gottes Willen zu treffen. Mit einem hörenden Herzen werde ich verstehen, was das Beste ist für Stadt und Land, für die Menschen und alle Geschöpfe hier bei uns und für ein gutes Leben in Zukunft.“

Politiker mit hörendem Herzen – klug gewählt, Salomo! Am Ende zählt seine Zeit als König zu den glücklichsten und erfolgreichsten Epochen der Geschichte Israels. Salomonische Entscheidungen gelten heute sprichwörtlich als klug. Die Zeit Salomos war eine Blütezeit der Weisheit. Das können wir heute auch gebrauchen. Egal, wer bei uns nun schon gewählt ist oder morgen gewählt wird: Gott, schenke ihr und ihm ein hörendes Herz. Dann kann’s gut werden.

Tido Janssen,  Superintendent im Kirchenkreis Aurich