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12. September 2021 Sorge

In den vergangenen Wochen fanden in vielen Kirchen und auch am Tannenhausener Badesee Taufgottesdienste statt. Wir wünschen den Täuflingen ein Leben, in dem sie selbstbewusst, glücklich und behütet sein werden. Besonders beliebt ist ein Taufspruch aus Psalm 91: „Denn er (Gott) hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“ Es wäre schön, wenn es diese Engel gäbe, die unsere Kinder vor Leid bewahren und beschützen. Engel, die von Gott geschickt werden, um Leid, Unfälle, Krankheiten zu verhindern. Doch dieser Vers über schützende Engel Gottes ist keine Garantie für ein leidfreies Leben. Es kann auch nicht im Umkehrschluss heißen, dass die, denen Leid widerfährt, nicht unter Gottes Schutz stehen. Wir wissen, dass es kein Leben gibt, in dem alles immer gut ist. Auch wenn wir unser Bestes geben, können wir unsere Kinder nicht vor allem bewahren, sondern müssen sie ihre eigenen Wege gehen lassen, die Gefahren mit sich bringen. Wir befehlen sie in der Taufe Gott an in der Hoffnung, dass er auch dann, wenn wir nicht da sind, auf ihrem Lebensweg bei ihnen ist und ihnen Kraft und Mut schenkt in allem, was sie erleben werden. Dass er ihnen in Not besondere Menschen an die Seite stellt: ein Engel kann ein Mensch sein, „der mir Licht im Dunkel bleibt, der Fragen auszuhalten wagt, der mir zuflüstert: Fürcht‘ dich nicht, der mich und meinen Schmerz versteht“, so drückt es ein modernes Lied aus. Engel können wir füreinander sein. Wir können einander helfen, Leid zu tragen.

Wir machen uns Sorgen um unsere Kinder vom ersten Tag ihres Lebens bis zu unserem eigenen Lebensende. Das wird immer so sein, und diese Sorgen können uns manchmal beschweren und sogar lähmen. Der Wochenspruch für die kommende Woche lädt uns ein, zu einer gewissen Gelassenheit zu finden im Vertrauen auf Gott. Im 1. Petrusbrief steht: „Alle eure Sorge werft auf ihn. denn er sorgt für euch.“ Es geht hier nicht um kleine einzelne Sorgen, sondern um Sorge als Lebenshaltung. Lähmende Sorge, die aus Angst und Grübeln darüber besteht, was vielleicht geschehen könnte. Wir kennen aber das Morgen noch nicht. Trotz aller Sorgen haben wir unsere Zukunft nicht im Griff.

Es kommt fast immer anders als gedacht und geplant. Nur im Jetzt leben wir. Gott lädt uns ein, unsere Sorgen mit ihm zu teilen, sie loszulassen, ihm uns selbst und unsere Lieben heute und auch morgen anzuvertrauen und getrost und mutig zu leben. In seine Hand dürfen wir unser Sorgen um unsere Zukunft legen. Unsere Kinder und auch wir selbst werden nicht vor allem bewahrt werden, aber wir sind als Gottes Kinder in allem in seiner Liebe aufgehoben.

Sunnive Förster, Krankenhausseelsorgerin im Krankenhaus Aurich