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6. Februar 2022 Unmögliches wagen

Ein Priester, ein lutherischer Pastor und ein reformierter Pastor verbrachten ihren freien Montag gemeinsam beim Angeln. Plötzlich verfängt sich der Haken des reformierten Pastors. Der schwingt seine Beine über die Bordwand und geht über das Wasser bis zu der Stelle, wo sein Angelhaken fest sitz, macht ihn los und kommt zurück. Der Priester staunt, sagt aber nichts. Kurz darauf hängt auch der Haken des lutherischen Pastors fest. Auch der legt seine Angel zur Seite, steigt aus dem Boot und geht über das Wasser, um seinen Haken los zu machen. Schließlich verheddert sich auch der Haken des Priesters. Er ist noch nie auf dem Wasser gegangen. Aber wenn die beiden anderen Pastoren das können, dann kann er das doch auch. Ein bisschen unsicher legt auch er seine Angel zur Seite, steigt über Bord – und versinkt auf der Stelle. Schaut der reformierte Pastor den lutherischen an, lächelt und fragt: „Sollen wir ihm sagen, wo die Steine liegen?“ – Haha! Dieser Witz ist ein Klassiker. Auf dem Wasser laufen kann eigentlich jeder, man muss nur wissen wo die Steine liegen, oder?

„Seid getrost, ich bin es, fürchtet euch nicht!“ sagt Jesus in der Geschichte, in der er mitten im Sturm auf dem Wasser wandelt und die Jünger im Boot sich fürchterlich erschrecken. Als Beweis soll nun Petrus aus dem Boot steigen und über das Wasser zu ihm kommen. Das geht schief. Petrus versinkt. „Warum hast du gezweifelt?“ fragt Jesus ihn. Es ist eine schwierige Aufgabe, die Jesus von Petrus verlangt hat: er soll glauben und das tun, was der gesunde Menschenverstand, die alltägliche Erfahrung und die Physik als unmöglich erweisen: über flüssiges Wasser gehen. Ich bewundere Petrus für seinen Mut und seinen Glauben. Er hat sich getraut und ist aus dem Boot gestiegen. Dass er sich dann erschreckt hat und es nicht geklappt hat, machte letztlich nichts, Jesus war ja da und hat ihn gerettet.

Auch der Priester im Witz hat diesen Mut: er wagt es aus dem Boot zu steigen. „Seid getrost, ich bin es, fürchtet euch nicht!“ sagt Jesus zu uns. Wir steigen aus dem Boot. Vielleicht nicht, um auf dem Wasser zu laufen, aber um die vielen Dinge zu bestehen, die Mut und Glauben brauchen, um den ersten Schritt ins Unbekannte zu tun. Jesus macht Mut loszugehen. Und vielleicht sagt uns ja auch irgendjemand, wo die Steine im Wasser liegen. Pastorin Antje Wachtmann, Referentin für Kirche im Tourismus