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30. Januar 2022 „Zwei Würste für eine Reformation!“

Mit diesem Titel berichtet eine Schweizer Zeitung über ein Ereignis vor 500 Jahren in Zürich: Im Haus eines Buchdruckers treffen sich abends besondere Gäste, darunter auch der neue Pfarrer Huldrych Zwingli. Sie essen gemeinsam Scheibchen für Scheibchen zwei Räucherwürste.

Das ist nicht ungefährlich. Die Gesetze der Kirche verbieten in der Fastenzeit den Genuss von Fleisch. Zwingli isst nicht mit, aber durch seine Anwesenheit unterstützt er die Aktion. Als das „Züricher Wurstessen“ öffentlich bekannt wird, veröffentlicht er eine Schrift über die christliche Freiheit. So stehen die beiden Züricher Würste für den Anfang der Reformation in der Schweiz und den Beginn der evangelisch-reformierten Kirche.

Zwingli ist der unbekannte Reformator, auch für viele reformierte Christen. Dabei ist seine Lebensgeschichte spannend. Er arbeitet mehrere Jahre als Pfarrer und entdeckt erst dann die Bibel. Er macht sich für die Bildung stark und lässt dennoch die Bilder aus der Kirche entfernen. Er ist ein Freund der Musik und verbannt trotzdem Orgel und Musik aus dem Gottesdienst. Er ist ein Mann des Friedens, und dennoch kommt er in einem Krieg um, den er selbst mit angezettelt hat.

Mit einem Team übersetzt und interpretiert er die Bibel, um den Glauben zu vermitteln. Daraus entsteht die heutige Universität Zürich.

Dass Christinnen und Christen verschiedener Kirchen heute freundschaftlich zusammenarbeiten, wäre für Zwingli, Luther und den damaligen Papst unvorstellbar gewesen. Und doch haben sie diese Entwicklung auf Umwegen mit in Gang gesetzt. Trennendes und Unterscheidendes gibt es heute noch, aber viele Christinnen und Christen empfinden dies als nicht sehr wichtig. Die gute Gemeinschaft und der gemeinsame Glaube und Dienst für andere sind ihnen viel wichtiger. Gott sei Dank!

Andreas Scheepker

Pastor am Ulricianum Aurich

und in der Arbeitsstelle für Religionspädagogik Ostfriesland