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6. Februar 2021: Du siehst aus, wie ich mich fühle

„Du siehst aus, wie ich mich fühle.“ So werden Fotos von Tieren überschrieben, die immer donnerstags in einer Hamburger Wochenzeitung zu sehen sind: Da schüttelt mal ein Pferdekopf die helle wilde Mähne, mal stiert mich ein Pavian wütend an, mal schaut nur noch die Nasenspitze vorwitzig aus einer stacheligen Kugel heraus. Dass Tiere so wie Menschen gucken können, irritiert mich. Natürlich stecken fotografisches Geschick und vermutlich eine Menge Technik dahinter, um solche Bilder zu erzeugen. Allerdings ist außerhalb von Profi-Fotostudios auch der Welpen-Blick bekannt und berüchtigt: Mit ihm kann man jedes noch so hartgesottenes und in Stein gemeißeltes elterliches Verbot in Luft auflösen.

Mimik ist wichtig – so „sprechen“ wir Menschen schließlich auch miteinander. Wieso sonst werden Emojis bei Textnachrichten mitgeschickt, damit der Empfänger diese hoffentlich nicht in den falschen Hals bekommt, sondern rechtzeitig merkt, dass das nicht so ganz ernst gemeint ist? Mimik kommuniziert, deutet und ist ein Spiegel für das, was ich ausspreche, denke, fühle – und ja, auch für das, was ich glaube. Letztes Weihnachten wurden arrangierte Fotos von Krippenfiguren verschickt, auf denen Maria, Josef und auch das Kind in der Krippe eine Mund-Nasen-Maske trugen, schließlich stand das ganze Weihnachtsfest 2020 im harten Lockdown. Und jüngst habe ich Fotos gesehen, die den gekreuzigten Jesus mit Mundschutz-Maske darstellen: Christus, der Leidensmann, sieht nun aus, wie ich mich fühle? Mag sein, aber weder Gott noch der gekreuzigte Christus maskieren sich. Das Gegenteil ist der Fall: Gott zeigt Gesicht, maskiert sich nicht. In den Jesus-Geschichten zeigt er, wie er ist und uns anschaut: liebevoll, zugewandt, auf Augenhöhe mit allen. So, wie Gott handelt und spricht, hat Wirkung.


So, wie Gott in Jesus und in der Kraft des Geistes handelt und spricht, hat Wirkung. Die Geschichten von Jesus sind wie ein Spiegel oder ein Bild, das zeigt: So sieht dich Gott! Wie bei den Fotos aus Hamburg kann ich biblische Personen entdecken, die wie ich fühlen: manchmal etwas verloren wie Zachäus auf dem Maulbeerbaum, mal unter die Räder gekommen wie in der Geschichte vom Barmherzigen Samariter, mal in größter Sorge um einen kranken Angehörigen, mal fehlgeleitet und im Unrecht wie die Pharisäer, die Jesus gerne provozierten. Die Bibel sieht aus, wie ich mich fühle. Und, wie fühlst Du Dich? Schau mal in die Bibel.

Von Silke Kampen, Pastorin in der Matthäuskirche Wallinghausen