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13. Februar 2021: Wellerman

Ich habe einen Wurm. Einen Ohrwurm. Seit Tagen schon habe ich immer wieder dieses Lied im Ohr, den „Wellerman“. Ein Video hat dieses alte Seemannslied der Walfänger bekannt gemacht. Ein einprägsamer Rhythmus und ein Refrain, den ich immer wieder summe:

„Soon may the wellerman come/
to bring us sugar and tea and rum,/
one day when the tonguing is done/
we‘ll take our leave and go.“

Bald möge der Mann von Wells (= das Versorgungsschiff) kommen und uns Zucker, Tee und Rum bringen, eines Tages, wenn die Arbeit (tonguing = wahrscheinlich das Zerlegen des Wales) fertig ist, werden wir heimgehen. So in etwa die Übersetzung.


Im Lied geht es um eine 40 Tage lange Jagd auf einen Wal, um Arbeit und Anstrengung, um Verlust von Männern und Booten und um Sehnsucht. Sehnsucht nach „Zucker und Tee und Rum“ und danach, die schwere Arbeit (für eine Zeit) hinter sich zu haben. Die Gefühle dahinter rühren etwas in denen an, die das Lied hören und mitsingen – weltweit. Der Wunsch, wieder etwas mehr „Zucker“ und „Rum“ im Leben zu haben – Freude und Feiern. Die Sehnsucht, (wenigstens für eine Zeit) nicht mehr geduldig sein zu müssen, wieder zurück in die Schulen und Büros kehren zu können, Arbeit mit Menschen, mit Kindern, Kranken, Alten und Sterbenden wieder unter „normalen“ Bedingungen machen zu können. Ohne Angst vor Ansteckung, ohne Maske und Schutzanzug, mit Umarmungen. Die alten Seemannslieder haben diesen Rhythmus, bei dem man automatisch mitgeht. Weitermacht. Die Arbeit anpackt, die dran ist. Wo der stampfende Rhythmus dir in Beine und Hände geht, bis sie Kraft kriegen, und Dein Herz Freude. Gerade deshalb passen sie gut in diese Zeit. Helfen uns, zurück an den Schreibtisch, ans Krankenbett, an die Werkbank zu gehen. Gemeinsam weiterzumachen, durchzuhalten.


Für mich ist dieses Wellerman-Lied ein Lied des Glaubens. Dass eines Tages einer wieder Freude zurückbringt. Dass es einen Tag geben wird, an dem das alles hinter uns liegt, was wir uns heute von der Seele singen. Vielleicht kommt dieser Tag in ein paar Monaten, wenn die Pandemie beherrschbarer ist. Vielleicht ist es aber auch ein Tag jenseits unserer Zeitvorstellungen. Der Tag, wo Gott, wo Jesus uns „Zucker“ und „Rum“ – das Fest am Ende des Lebens – bringt.

Wo die Arbeit, die Anstrengung und die Sorge für immer hinter uns liegt. Die Bibel hat eine Vision davon, im Buch der Offenbarung: „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!“
Darauf hoffe ich und gehe mit dem Wellerman-Lied im Ohr zurück an die Arbeit.

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Ausserdem als Zugabe ein Video der Tanzschule Astrid Löschen als Beitrag zur Wellerman-Challenge
https://www.facebook.com/watch/?v=1060655234413087

Von Wolfgang Beier, Pastor in Münkeboe und Moorhusen