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28. November 2 oder 3 G?

Momentan gibt es wieder nur ein Thema: 3 G oder 2 G? Oder mit Plus? Und droht wieder ein langer beschwerlicher Winter mit Kontakteinschränkungen? Vieles andere wird ausgeblendet.

Am Freitag vor Totensonntag besuchte ich im Krankenhaus einen sterbenskranken Menschen. Hoffnung war noch da, aber sie war klein. Zu schwach der Körper, zu stark die Krankheit. Mittlerweile ist er verstorben. Aber: am Bett herrschte keine Mutlosigkeit.

Und das lag an 3 G. Und: dem vor einigen Jahren verstorbenen Vater des Kranken. Dieser musste den Zweiten Weltkrieg in Russland erleben. Als junger Soldat. Geholfen hat ihm dabei weder Impfung noch Testung noch Abstand noch Händewaschen. Geholfen hat ihm 3 G. ja, scheinbar gab es das schon bei ihm. Auf seine Art. Es sind drei Worte. Zauberworte fast. Wie oft hat er sie wohl gesagt, ob still oder laut? Ob sich selbst oder im Beisammensein mit anderen? Ob abends frierend kaum Schlaf findend oder tagsüber mit Gliedern, die zentnerschwer an ihm hingen vor Last der Entbehrung. Von der inneren Last eines sinnlosen Krieges noch ganz zu schweigen.

Und nun Ende November 2021 am Krankenbett. Links und rechts Apparate und Versorgungskabel. An Aufstehen ist nicht zu denken. Und die Jahre davor waren aus anderen Gründen auch nicht einfach. Dabei im Krankenzimmer ist die Schwester. Mit ihr ist ein Gespräch leichter möglich als mit ihm. Sie forscht nach den Zauberworten des Vaters. „Weisst du noch, was hat unser Vater immer gesagt, damals im Krieg: getragen, getrost und ….? Was war das dritte noch?“ Es ist ihr momentan entfallen. Ich schlage vor: „gelassen?“. Ja, das war es. Ein Leuchten geht durchs Zimmer. Getragen, getrost, gelassen!

Worte gegen die Mutlosigkeit. Gegen die Realität. Worte, die so etwas sind wie letzte Strohhalme. Ob 1942 im Krieg oder 2021 in einem Auricher Krankenhaus, so unterschiedlich die Umstände auch sind.

Keiner weiß, wie wir diesen Advent erleben werden. Was stimmt, welchen Worten wir Glauben schenken sollen. Wieviel Realität und wieviel Dramatik da ist. Welchen Medien sollen wir unser Ohr öffnen? Vorsicht ist sicher gut. In vielerlei Hinsicht. In Meinung und Verhalten.

Und: 3 G. Getragen, getrost und gelassen.

Diese Worte kann man immer bei sich haben. Wie einen Impfpass für das innere Leben. Und wie war das noch mit dem Strohhalm: Das geknickte Rohr wird er nicht brechen und den glimmenden Docht löscht er nicht aus. (Jesaja 42). Auf ihn warten wir im Advent. Jedes Jahr wieder neu. Ob mit 2 oder 3 G.

Jörg Schmid, Pastor der Ev.-ref. Kirchengemeinde Aurich