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24. September 2023 Wer singt, betet doppelt

„Zum Beten und zum Singen kannst du niemand zwingen.“ So sagt man sprichwörtlich. Das ist wohl wahr: Zwingen können wir niemanden, aber wir können dazu einladen.

Es ist schön, wenn Menschen heutzutage noch singen, beispielsweise im Chor. Auch im Kindergottesdienst, Konfirmandenunterricht und in der Schule wird gemeinsam gesungen. Manche Jugendliche singen sogar richtig gerne, andere eher weniger. Und manchmal kommt es auch vor, dass einige Lieder sich zu richtigen Ohrwürmern entwickeln.

Bei den verschiedensten Gelegenheiten erlebe ich auch, dass Vorsingen zum Mitsingen ermutigt. Bei Trauerfeiern ist es vielen Hinterbliebenen eine Hilfe, wenn die tröstenden Choräle nicht nur gespielt, sondern auch gesungen werden. Im Altenheim blühen Heimbewohnerinnen und Heimbewohner regelrecht auf, wenn sie die altvertrauten Choräle singen können. Erstaunlich dabei ist, dass viele Seniorinnen und Senioren die Liedtexte so verinnerlicht haben, dass sie die Lieder manchmal mit fünf und mehr Strophen auswendig singen können. Im Krankenhaus, in dem ich seit ein paar Wochen arbeite, äußern manchmal Patientinnen und Patienten den Wunsch, gemeinsam zu singen.

Auch auf dem Sterbebett hilft es manch einem oder manch einer, ein altvertrautes Lied zu hören und vielleicht sogar ansatzweise noch mitzusingen, um loslassen zu können, um Abschied zu nehmen.

Im Psalm 98 Vers 1 heißt es: „Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.“

Ein neues Lied singen? Oft hören wir: Es ist das alte Lied. Es werden die alten Töne angeschlagen. Damit sind Unzufriedenheit, Frustration und Hoffnungslosigkeit gemeint. Es geht um ein neues Lied, das wir anstimmen sollen. Auferstehung beginnt nicht erst am Ende unseres Lebens, sondern schon dort, wo wir vom alten Lied Abschied nehmen und neue Töne anschlagen. Seit Ostern ist nichts unmöglich. Das lässt hoffen, auch in Zeiten von Einsamkeit oder Krankheit. Wer singt, hat noch Hoffnung und steckt andere damit an. Ein Kirchenvater sagte einmal: Wer singt, betet doppelt.

Probieren Sie es doch mal aus!

Pastorin Sabine Bohlen, Krankenhausseelsorgerin an der UEK Aurich