„Antje, komm mal wieder rüber zum Tee!“ sagte meine frühere Nachbarin häufig. Es gab Tee, manchmal auch Kuchen oder Eis oder Pflaumen in Rum. Und zum Jahreswechsel gab es natürlich Neejahrskoken nach eigenen Rezept. Ich mochte diese Besuche in der Küche meiner Nachbarin. Wir saßen da auf der Bank und dem Sofa und unterhielten uns. Teetied halt. Ich war dankbar so freundlich in die Nachbarschaft aufgenommen worden zu sein, denn schließlich war ich doch grade erst nach Ostfriesland gezogen.
„So seid ihr nicht mehr Gäste und Fremde, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“ so schreibt es Paulus an die Menschen in der Gemeinde von Ephesus. Ist man an einen fremden Ort gezogen oder hat eine neue Arbeitsstelle begonnen oder sich getraut in eine neue Gruppe von Menschen, zum Beispiel im Sportverein oder der Kirchengemeinde zu gehen, dann tut es gut, wenn man das Gefühl bekommt: ich bin hier willkommen, ich wachse hier in die Gemeinschaft hinein. Für die Christinnen und Christen damals in Ephesus war es wichtig zu wissen, dass sie zu Jesus Christus gehören, obwohl sie ihn nicht gekannt hatten und auch vielleicht keine Jüdinnen oder Juden waren. Können wir denn zu Gott gehören, haben sie sich gefragt. Natürlich! sagt Paulus.
Jesus nimmt die Menschen an. Er lädt ein: komm hier mit an den Tisch, du gehörst mit dazu. Dieser Gedanke beruhigt mich. Bei Gott bin ich willkommen, mehr noch, ich gehöre dazu, bin Gottes Hausgenossin, wie Paulus schreibt. So finde ich einen Neuanfang in der Fremde oder im Sportverein oder in einer Kirchengemeinde nicht mehr ganz so aufregend und schwer. Aber ich muss sagen, meine Nachbarin damals, hat es mir mit ihren Einladungen zum Tee besonders leicht gemacht in Ostfriesland anzukommen.
Antje Wachtmann, Referentin für Kirche im Tourismus