„Was ist Wahrheit?“ – Mehr denn je scheint die Antwort auf diese Frage eine relative zu sein: „Kommt drauf an, was man darunter versteht…“
Seit eine amerikanische Präsidentenberaterin die Formulierung von „alternativen Fakten“ geprägt hat und auch in Deutschland immer mehr Menschen der Überzeugung sind, dass „die da oben“ und „die linksgrün versiffte Lügenpresse“ uns auch nicht alles erzählen, scheint so etwas wie „Wahrheit“ eine Frage der jeweiligen Perspektive zu sein.
Was fangen wir dann erst mit dem Anspruch an, mit dem Jesus daherkommt:
„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben…“? (Joh 14,6)
Da mag manch einer schulterzuckend antworten: „Okay, wer’s glaubt…“ Hat also jeder seine eigene Wahrheit? Ist alles beliebig?
Nein – ist es nicht!
Die Wahrheit, so wie Jesus sie versteht, ist größer als die landläufige Definition von Wahrheit. Sie ist mehr als Faktenwahrheit.
Sie bedeutet mehr, als dass eine Aussage mit einem Sachverhalt übereinstimmt.
Denn die Wahrheit ist ein Mensch: der Mensch Jesus.
„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ – wenn Jesus das sagt, meint er damit:
Ich und mein Weg – das ist die Wahrheit, der Weg ins Leiden und in den Tod.
Das ist das Wesentliche.
Wer diesen Weg mitgeht, wird erkennen:
Der Mensch ist mehr als seine Abstammung, sein Geschlecht, seine Religion, seine sexuelle Orientierung, sein Aussehen oder seine Leistungsfähigkeit. „Erkennt euch in mir!“ meint Jesus.
Er spricht von einer befreienden Wahrheit.
Diese Wahrheit ist das Gegenteil von jeglichem Schwarz-Weiß-Denken, weil sie menschlich ist.
Wer diesen Blick auf den Menschen behalten möchte, dem darf die Frage nach der Wahrheit nicht egal sein!
Ulrich Menzel, Pastor der Ev.-luth. Kirchengemeinde Wallinghausen und Kirchenkreisjugendpastor im Kirchenkreis Aurich
