Sonntag ist Maifeiertag. Arbeits-Feiertag ist arbeitsfreier Tag- na klar! Auch für einen freien Versammlungs-Tag in der Woche sind Arbeiter einst auf die Straßen gegangen. Maibäume werden aufgestellt. Das geht auch ohne Ausschank und Mailieder-Singen. Menschen kommen draußen zusammen, genießen das Wiedererwachen der Natur. In meinem Poesie-Album findet sich ein Mai-Spruch: „Nie verlerne so zu lachen, wie du jetzt lachst froh und frei, denn ein Leben ohne Lachen ist wie ein Frühling ohne Mai“ geschmückt mit einem Lackbild eines Korbes voller Maiglöckchen. Nehme ich das Buch in die Hand, denke ich zurück, wie ich meine Eltern fragte, ob sie einen Spruch wüssten, den ich schreiben könnte. Das zurückgegebene Poesie-Album lasen ich und meine Schulfreundinnen wie einen Brief: Was bekamen wir geschrieben? Konnte dieses Mädchen, dieser Junge ein Freund für uns sein? Jetzt, außerhalb des Elternhauses, war es wichtig, Freunde zu finden. Wir mussten lernen, zu erkennen, wer ein guter Freund ist, und wer uns in Schwierigkeiten im Stich lässt. Freundschaft zu lernen, war eine richtig große Aufgabe. Eine gute Freundschaft kann bis ins hohe Alter halten. Ich habe ein Ehepaar erlebt, das sich 60 Jahre nach der Schule wiedergefunden und geheiratet hat. In der Bibel lassen sich kluge Sätze zum Thema Freundschaft finden: Es wird davor gewarnt, zu schnell zu vertrauen. Aber, wenn man einen guten Freund gefunden hat, dann ist das ein großes Glück: „Ein zuverlässiger Freund ist wie ein sicherer Zufluchtsort. Wer einen solchen Freund gefunden hat, der hat einen wahren Schatz gefunden.
Er ist nicht zu bezahlen und mit nichts aufzuwiegen.“ (Sirach 6,14) Manche Freundschaft kann auch in späteren Lebensjahren wachsen. Ein besonderes Glück ist es, wenn wir im Lauf des Lebens mit Gott Freundschaft schließen können. Von Mose heißt es in der Bibel: Er redete mit Gott wie mit einem Freund. An diesem Sonntag geht es um Jesus und seinen Freund Petrus. In Vorahnung seines Todes vertraut Jesus Petrus sein Lebenswerk an und bittet ihn, in seinem Namen Menschen weiter zu ermutigen und im Vertrauen auf Gott zu bestärken. In Gott haben wir einen Freund, der uns vom ersten Moment unseres Daseins an liebt und begleitet. In der Taufe gibt er uns sein Versprechen. Er reicht uns auch heute seine ausgestreckte Hand. In ihm finden wir einen Freund, der uns bis zum letzten Tag begleitet.
So, wie wir unter dem Maibaum alte Freunde treffen können und neue – vielleicht auch Neuzugezogene aus unserer Nachbarschaft kennenlernen, so zwinkert er uns fröhlich zu und sagt: „Da bist du ja wieder. Ich hatte schon Sehnsucht nach dir!“ Einen schönen ersten Mai wünscht Ihnen! Ihre Pastorin Christiane Schuster-Scholz aus Holtrop, Akelsbarg, Felde, Wrisse und Bietzefeld