Moin, ich trau mich einfach mal, nach nur zwei Wochen erneut die Rubrik „Zum Sonntag“ mit einem Fußballvergleich zu füllen. Aber in einer Zeit, in der die Nachrichtenlage einen schlicht fassungslos macht, da helfen solche aus dem Leben kommenden Vergleiche. Auch, um die Dinge deutlich beim Namen zu nennen. So beschrieb Oliver Kahn seine Forderung an seine Mannschaft nach Charakterstärke und Durchhaltevermögen mit den Worten: „Eier, wir brauchen Eier!“
Jetzt prallt ja förmlich die frohe Osterkunde mit der Verheißung, dass sich unser Leben durch die Auferstehung Christi grundlegend verändert hat, auf eine völlig aus den Fugen geratene Realität. Die Welt hat sich tatsächlich noch einmal an den Rand eines möglichen dritten Weltkrieges manövriert.
„Eier, wir brauchen Eier!“ Es bedarf in diesen Zeiten der klaren Worte, um Unrecht zu benennen. Und auch der Taten, um sich mit den Opfern zu solidarisieren. Auch wenn uns das alles reichlich kosten wird. Ja, es zerreißt mir das Herz, wenn ich diese Summen höre und mir vorstelle, was man mit so viel Geld hätte Gutes schaffen können.
Und darum: „Eier, wir brauchen Eier!“ Aber ganz besondere: Wir brauchen „Ostereier“! Denn es ist ebenso an der Zeit, dem Irrwitz in der Welt nicht nur entgegenzutreten, sondern die Osterbotschaft entgegenzuhalten. Mit unseren Augen das sehen, was jetzt gerade verborgen ist. Wie oft sind in den schlimmsten Momenten so troststrotzende Heils- und Vertrauensbotschaften entstanden, Paul Gerhards „Geh aus, mein Herz“ oder Bonhoeffers „Von wunderbaren Mächten“.
Gott hat uns nicht versprochen, dass hier auf Erden plötzlich alles gut sein wird, sondern dass er uns durch Leben und Tod hindurch niemals verlässt. Ostern heißt, für neues Leben und Versöhnung einzustehen, wenn Tod und Hass die Macht ergreifen wollen oder sogar schon den Alltag beherrschen. Sich diesem Sog und dieser Spirale zu entziehen, das braucht Charakterstärke und Durchhaltevermögen. Oder halt: Ostereier. Amen.
Pastor Joachim Pothmann, Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Ihlow
