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Wie können wir friedenstüchtig werden?

Wenn zu viele Gewehre zusammenkommen, dann knallt’s. Das ist die Lehre der Geschichte. Die amerikanische Gesellschaft ist heute der lebende Beweis dafür. Wir haben es die letzten Tage doch wieder erschreckend erlebt. Unsere Welt wird immer mehr zu einem Pulverfass. Die Kriegslogik, nach der wir immer mehr, immer „bessere“, zielgenauere, effektivere, ja sogar atomare Waffen benötigen, dürfen wir nicht allein die Oberhand lassen. Wie können wir friedenstüchtig werden? Diese Frage müssen wir stellen, wenn wir nicht in einem Teufelskreis der Gewalt enden wollen. In der Präambel unseres Grundgesetzes heißt es: „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk… dieses Grundgesetz gegeben.“ Dieser Verfassungsauftrag, dem Frieden zu dienen, verlangt nach konkreten Folgen. Müssen wir nicht mindestens ebenso viel Geld wie in die Verteidigung in unsere Friedenspolitik investieren? Wie lernen wir Frieden? Wie erziehen wir dazu? Diplomatie, Partnerschaften, internationale Begegnungen, Schüleraustausch, humanitäre Hilfen, Ausbau der Entwicklungshilfe und nicht ihre Kürzung, ziviler Friedensdienst – es gibt viele Möglichkeiten. Wer Lust hat auf eine friedliche Zukunft, sollte sich auch die Fähigkeit bewahren, sich in die „anderen“ hineinzudenken. Frieden stiften ist möglich. Friedenspolitik meint nicht Sieg über einen Feind, sondern dauerhaften Frieden, Ausgleich und Versöhnung. Das ist ein Bohren dicker Bretter. Wie es gehen kann? Den Weckruf eines Politikers hören wie den von Michail Gorbatschow, in Russland zuallererst, aber auch überall sonst. Er sagte: „Wir leben alle auf EINEM Planeten! Wir sind EINE Menschheit!“ Er fing an, neu zu denken: Kooperation statt Konfrontation. Und friedlicher Wandel war plötzlich möglich. Oder auf den Bergprediger hören. Auf die Frage „Was tun?“ würde er sagen: „Fang selbst an, ohne dich geht gar nichts!“ Hewenu shalom alechem – Wir wollen Frieden für alle.

Tido Janssen, Superintendent im Kirchenkreis Aurich