„Jetzt spinnt er völlig!“, so sagen wir, wenn sich jemand „verrannt“ hat, und „eigensinnig geworden“ bzw. „eigene Wege“ gegangen ist.
Oder jemand ist „auf die schiefe Bahn gekommen“ – Was wenig verwunderlich ist, schließlich hat er bzw. sie ja „ein Rad ab“.
Auf Platt sagen wir: „van padd off“. Wörtlich: vom Weg abgekommen, und mit einem Beiklang von „selbst schuld“ bis „verrückt“.
Glücklicherweise betrifft das immer nur die anderen….
In der Bibel heißt es: „Wir alle irrten umher wie Schafe, die sich verlaufen haben; jeder ging seinen eigenen Weg…“ (Jesaja 53,6 HfA)
Demnach sind wir alle „van padd off“.
Und mal ganz ehrlich: Wir verrennen uns mitunter und gehen eigensinnige Wege.
Wer macht schon immer alles richtig und lebt sein Leben schon 100% geradlinig? Verhalten wir uns nicht auch mal moralisch fragwürdig und verletzen andere? Mal mehr, mal weniger, im Großen wie im Kleinen.
Ja, wir sind schon mal „van padd off“.
Jesus erzählt dazu ein Gleichnis: Da ist ein Schaf verloren gegangen ist. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes vom Weg abgekommen. „Van padd off“. Wieso, weshalb, warum? Das scheint nebensächlich.
Vielmehr beschreibt er Gott als den guten Hirten, der seinem verlorenen Schaf nachgeht und es sucht, bis er es findet. Er bringt die, die „van paff off“ sind, zurück auf „rechter Straße“, wie es im berühmten Psalm 23 heißt. Tröstend sanft mit dem Hirtenstab, aber auch hart korrigierend mit dem Stecken, der auch weh tun kann.
Doch am Ende läuft es bei diesem guten Hirten auf ein Ziel hinaus, nämlich Rehabilitation, volle Tischgemeinschaft und Würde: Zurück auf den geraden, ebenen Weg. Dabei sein statt daneben.
Ob dieses Schaf das verdient hat? Vielleicht nicht. Haben wir es verdient? Nach unseren menschlichen Maßstäben vermutlich nicht. „Van padd off“!
Wie gut, dass unser Gott gnädiger ist als Menschen!
Stephan Achtermann
Schulpastor an der BBS2 in Aurich