Als die Mutter stirbt, erbt Simone das Elternhaus. Sie verkauft es und hat plötzlich so viel Geld auf dem Konto wie nie zuvor. Abends beim Einschlafen malt sie sich ihre Träume aus. Geld macht nicht glücklich – aber es lässt sie ruhiger einschlafen und stößt Türen zu ungeahnten Möglichkeiten auf. Als sie Wochen später heiser wird und schließlich zum Arzt geht, ist die Diagnose niederschmetternd. Lungenkrebs. Sie ist fassungslos – und wütend. Warum ich?, schreit sie. Ich habe nie geraucht. Ich bin erst 53 und mein Jüngster noch nicht erwachsen. Gott, warum tust du mir das an? Nach dem Klagen kämpft sie.
Und verschwendet ihren Schatz und ihre Liebe. Innerhalb von 2 Tagen kauft sie ihrem Mann das lang ersehnte neue Auto. Sie legt Geld an für die Ausbildung der Kinder. Endlich wird nun der Balkon gebaut, von dem die Familie träumt. Hier wollen sie in der Sonne sitzen, solange es geht. Es geht nicht sehr lange.
Bei ihrer Beerdigung kann der Saal die vielen Menschen kaum fassen, die Abschied nehmen. Fast staunend nehmen Familie und Freunde und Nachbarn und die dörflichen Vereine einander wahr: Woher kanntet ihr Simone denn? Plötzlich leuchtet auf, wie vielen sie durch ihre Freundschaft, durch ihr Engagement in Verein und Kirchenvorstand und ihre Tatkraft und ihr Lachen verbunden war. Sie hat nicht nur am Ende noch schnell ihren Schatz an ihre Lieben verschwendet. Sie hat schon lange vorher Freundschaft und Liebe verschenkt und damit einen zeitlosen Schatz angesammelt. Er wird im Himmel auf sie warten. Jesus sagt: Sammelt euch Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
Regionalbischöfin Sabine Schiermeyer, Sprengel Ostfriesland-Ems