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Rede und schweige nicht!

„Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht!
Denn ich bin mit dir, und niemand soll dich angreifen, dir Böses zu tun.“ (Apg 18,9-10)

Diese Worte stehen als Leitsätze über dem Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt des Ev.-luth. Kirchenkreises Aurich. Vor Jahren habe ich ein Kind getauft, dessen Eltern diese Sätze als Taufspruch ausgesucht hatten. Wer würde seinem Kind das nicht wünschen: „Niemand soll dich angreifen, dir Böses zu tun“!
Aber es ist geschehen und geschieht, dass (nicht nur) Kindern Böses angetan wird.
Auch innerhalb der evangelischen Kirche. Die ForuM-Studie zu sexualisierter Gewalt hat es in der letzten Woche unmissverständlich ans Licht der Öffentlichkeit gebracht.

Ich bin wütend: wütend zunächst auf die Menschen, die zu ihrem eigenen Lustgewinn Kindern, Jugendlichen oder anderen Schutzbefohlenen Gewalt antun.
Wütend bin ich aber auch auf diejenigen, die von solchen Taten wussten und nicht entschiedener gehandelt haben.
Wütend bin ich, dass die Kirche, zu der ich gehöre und in der ich arbeite, so lange braucht, um sich um das Schicksal der betroffenen Personen und um die Aufarbeitung der Taten zu kümmern.

Experten sagen: Sexualisierte Gewalt hat nicht in erster Linie mit bestimmten Moralvorstellungen zu tun, sondern sie geschehen, weil die Täter auf diese Weise Macht ausüben wollen. Das hat nichts, aber auch gar nichts zu tun mit der Botschaft, für die Jesus steht. Davon muss die Kirche reden – und nicht schweigen. Und mit ihrem konkreten Handeln für Jesu Worte einstehen: „Ich bin mit dir, und niemand soll dich angreifen, dir Böses zu tun.“ Und mit Kirche sind dabei alle gemeint, die dazugehören und die Augen haben, um Anzeichen für Gewalt zu sehen, und Ohren, um genau hinzuhören, was Kinder erzählen.

Ulrich Menzel, Pastor der Ev.-luth. Kirchengemeinde Wallinghausen und Kirchenkreisjugendpastor im Kirchenkreis Aurich