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Nächstenliebe heißt einfach da sein

Oft geschieht es mitten in der Nacht und meistens dann, wenn es gerade nicht zu passen scheint: Der Melder der Notfallseelsorge gibt mir lautstark zu verstehen, dass irgendwo im Kirchenkreis ein Mensch Beistand in schwerer Not braucht. So wie ich haben sich viele Kollegen und Kolleginnen aus der Ökumene bereit erklärt, in solchen Notlagen ansprechbar zu sein. Diese Hilfe ist wichtig, denn sie betrifft Menschen, die sehr plötzlich in Not geraten sind: Ein  naher Anverwandter stirbt unerwartet, eine Reanimation hat keinen Erfolg, ein schwerer Unfall mit ungewissem Ausgang ist geschehen oder im schlimmsten Fall: eine Todesnachricht muss gemeinsam mit der Polizei überbracht werden.

Notfallseelsorger fahren allein los und sie haben wenig im Gepäck. Es gibt in solchen seelischen Nöten keine Werkzeuge. Wir haben unsere Anteilnahme, offene Ohren und so viel Zeit, wie benötigt wird, manchmal eine ganze Nacht. Wir wissen, dass wir keine Wunder vollbringen können. Ich kann niemand gesund machen und Tote nicht lebendig und ich habe gelernt, dass ich nicht trösten kann.

Aber das kann ich tun: Ganz und gar da sein, Leid und Elend aushalten, Stütze sein in furchtbaren Stunden, Schutz bei panischen Reaktionen. Ich erbaue einen Schutzraum aus Anteilnahme und Fürsorge. Später helfe ich dabei, das Geschehene zu verstehen, Informationen einzuholen, Abläufe zu klären. Schritt für Schritt kehrt der Betroffene zurück ins Leben, das so furchtbar verändert ist, und tut, was getan werden muss. Indem er handelt, telefoniert und plant, merkt er, dass er handlungsfähig ist.  Zurück im Leben. Dann kann ich gehen.

Jesus Christus spricht: Was Ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. Mt 25, 40 b

Pn. Heike Musolf, ev.-lt. Paulusgemeinde Aurich-Kirchdorf