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Flügel der Morgenröte – Ein Sommerpsalm 

Es waren diese eingängigen und gefühlvollen Worte, die uns hier in Münkeboe und Moorhusen in diesem Sommer nicht aus dem Sinn gingen. 

Psalmen sind eine sehr alte, 2500 Jahre alte Dichtung über das Leben, vor allem aber über Schicksal und Ergehen, über leichte und schwere Gefühle, Freude und Leid und Trauer. Das ganze Leben in seiner bunten Vielfalt ist in diesen Worten quasi gespeichert.

Von allen Seiten umgibst du mich Gott, 

und hältst deine Hand segnend über mir. 

Was für Worte! 

Und dann holen die Worte immer weiter aus,  zu beschreiben, welche Kreise dieses Eingepackt-Sein durch Gott zieht; eingepackt sein durch Gottes Nähe – ich denke dabei an meine Kindheit, an der Hand meiner Mutter beim Einkaufen, die Metzgers-Frau reichte mir eine Scheibe Kinderwurst zu und fragte dann meine Mutter : „Darf es auch etwas mehr sein?“ Diese Frage klingt bei mir mit, wenn ich die Worte dieses Psalms höre: umgeben von Gottes Nähe – darf es auch etwas mehr sein? Ja! Sehr gerne! Wie schön! Etwas mehr von allem und eingepackt in eine besondere Nähe und Geborgenheit.

„Wohin soll ich gehen vor deinem Geist,

und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? 

Führe ich kein Himmel, so bist du da; 

bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da. 

Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, 

so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.“

Liebe Leser, wann haben Sie das letzte Mal Flügel der Morgenröte genommen? 

Und sind am äußersten Meer geblieben? 

Was für ein Ausdruck klingt in diesen Worten mit:  Martin Luther hat sie uns so schön übersetzt. Letzten Sonntag auf dem Gottesdienst zum Dorffest in Münkeboe  sind wir diesen Worten wieder neu begegnet: 

„Van all Sieden büst du Gott um mi to

un hest din Hand up mi leggt.

Dat is un blifft för mi een Wunner;

För min Verstand is dat to hoch,

ik kann’t nee upkriegen.

Wor kann ik mi bargen vör di,

wor kann ik mi verstoppen?

Floog ik dr vandör – bi d’Himmel umhoog –  Du büst dor.

Leet ik mi daalsacken – bit up de Grund van dat Dodenriek –

Dor büst du ok.

Nehm ik Flögels van’t Mörgenrot

Un seil’ weg bit an dat Güntsiet van’t Water,

du findst mi,

du grippst na mit,

du hollst mi fast mit din rechter Hand.“

Altvertrautes und unendlich Zuversichtliches dicht nebeneinander.

Ganz nah bei mir. Darf es etwas mehr sein? Ja gern!


Von Wolfgang Beier, Pastor in Münkeboe-Moorhusen