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Gottes Baumeister in Aurich

Auf dem Weg zu meinem Büro am Georgswall komme ich an mehreren seiner Häuser vorbei: von der Lambertikirche und Häusern in der Burgstraße und Hafenstraße bis zum Pingelhus. Aurichs Baumeister Conrad Bernhard Meyer wurde 1755 in Aurich geboren. Er besuchte die Lateinschule (Gymnasium) und wollte Mathematik studieren. Sein Vater hatte andere Pläne: Conrad musste die Schule verlassen und den väterlichen Gasthof am Markt übernehmen. Das tat er mit großem Erfolg.

„Nebenbei“ betätigte sich Meyer als Erfinder, Techniker und Unternehmer in unterschiedlichen Bereichen. Er war ein Mann mit vielseitigen Begabungen. „Seine“ Gebäude prägen Aurichs Stadtbild bis heute. Dabei hat er nie eine Ausbildung zum Baumeister absolviert, sondern sich alle Fähigkeiten selbst angeeignet.

Gleich drei Gotteshäuser hat Meyer hinterlassen: Sein Meisterstück ist die Reformierte Kirche mit dem prächtigen Säulenvorbau und dem klassizistischen Rundbau mit Kuppel. Für die Lambertikirche konnte er noch den Bauplan anfertigen; er verstarb 1830 vor dem Baubeginn.

Meyers erstes Gotteshaus steht nicht mehr. 1811 wurde die von ihm geplante Synagoge am Wall eingeweiht. In der Nacht des 9. November 1938 wurde sie niedergebrannt. Die Gemeindeglieder wurden vertrieben oder deportiert und ermordet. Dass heute Antisemitismus wieder so viel Platz in unserem Land einnimmt und bekommt, ist erschreckend. Wenn wir uns aktiv für eine lebendige Demokratie einsetzen, dürfen wir das nicht vergessen und müssen es im Blick behalten.

Ab dem 16. Juni wird eine Ausstellung über Meyer im Historischen Museum zu sehen sein, und mehrere interessante Veranstaltungen und Aktionen zur Erinnerung an ihn finden statt. Herzlich willkommen!

Andreas Scheepker, Schulpastor am Ulricianum und Studienleiter in der ARO