Liebe Leseinnen und Leser,
es ist Sonntag. Einige sitzen in der Kirche, singen, beten, hören Gottes Wort. Andere schalten hierfür das Radio oder den Fernseher ein. Oder sie lesen – so wie sie nun – die Andacht in der Zeitung.
Aber schon bald ist Montag. Der Alltag beginnt wieder: Der Wecker klingelt früh, der Chef erwartet Ergebnisse, die Kinder müssen zur Schule, Rechnungen müssen bezahlt werden.
Was hat mein Glaube mit all dem zu tun?
Ich habe hierfür heute zwei kurze Geschichten mitgebracht:

Da ist Thomas. Er ist Krankenpfleger. Nach einer langen Nachtschicht sitzt er völlig erschöpft am Frühstückstisch. Er hat sich Mühe gegeben, freundlich zu den Patienten zu sein, auch wenn manche ungeduldig oder unfreundlich waren. „Warum mache ich das eigentlich?“, fragt er sich. Dann erinnert er sich an Jesu Worte: „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40) Er spürt: Sein Glaube hilft ihm, in jedem Menschen ein Stück Gottes Liebe zu sehen. Und das gibt ihm Kraft für den nächsten Arbeitstag.
Und dann ist da Elisabeth, eine ältere Dame. Ihr Mann ist vor einem Jahr gestorben. Die Einsamkeit ist schwer. Sonntags geht sie in den Gottesdienst, aber auch unter der Woche betet sie – manchmal nur mit einfachen Worten: „Gott, sei bei mir.“ Und sie spürt: Sie ist nicht allein. Eine Nachbarin lädt sie zum Tee ein, jemand ruft an. Ihr Glaube ist wie ein Fenster, das Licht in ihre dunklen Tage bringt.
Drei Menschen, drei Geschichten. Und vielleicht erkennen wir uns in ihnen wieder. Der Glaube verändert nicht die Umstände – aber er verändert, wie wir mit ihnen umgehen. Er gibt uns Kraft, wenn wir müde sind, Zuversicht, wenn wir uns sorgen, und Trost, wenn wir allein sind.
Gott geht mit uns – nicht nur am Sonntag, sondern an jedem Tag.
Pastorin Imke Scheibling, Auferstehungskirchengemeinde Ostgroßefehn