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5. Februar 2023 „Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken“ Mt 9,12

Viele machen die Erfahrung, dass sich in schweren Zeiten sehr schnell klärt, wer ein Freund ist und wer nicht. Unglück scheint die Zahl der Freunde dahinschmelzen zu lassen. Davon können nicht nur Kranke und Angehörige Sterbender berichten, sondern auch Menschen in aktuellen Krisenzeiten, wie z.B. während eines Scheidungsprozesses.

Trauernde bemerken oft, dass man ihnen ausweicht und man Angst hat vor der ersten Begegnung mit ihnen. Wer behauptet, es mache ihm nichts aus, Menschen in Leid und Not zu begegnen, hat entweder ein sehr großes Herz und viel Mut oder aber er lügt sich etwas vor.

Deshalb geht Jesus zu den Menschen, zu denen niemand geht. Deshalb sind wir von ihm aufgerufen, zu den Menschen zu gehen, uns zu ihnen zu setzen und bei ihnen zu sein.

Jeder, der schon einmal  Not erlebt hat, weiß, wie gut es tut, wenn er gesehen,  mitgenommen und wieder ins Leben hineingenommen wird. Als Seelsorgerin weiß ich auch, dass solche Begegnungen, solche Gespräche und Begleitungen mir viel zu geben haben. Nicht allein ich gebe, sondern auch die, zu denen ich gehe, schenken mir sehr viel, nämlich ihr ganzes Vertrauen. Sie teilen ihr Leben und ihre Erfahrungen mit mir, sie lassen mich ein – nicht nur in ihre Not und Trauer, sondern in ihr Herz. Und das verbindet uns miteinander. Wir vergessen uns nicht, wir wissen voneinander. Das gibt beiden Seiten Kraft. Von diesem Geheimnis des Lebens spricht Jesus; ein Geheimnis, das sich nur offenbart, wenn wir miteinander teilen: unsere Trauer, unsere Verzweiflung, unseren Schmerz, aber ebenso unsere Hoffnung und unser Menschsein. So führt er ins Leben zurück.

Pastorin Heike Musolf, Ev.-luth. Paulusgemeinde Aurich-Kirchdorf