In diesen Tagen erleben wir ein bemerkenswertes Zusammentreffen: Die christliche Fastenzeit und der Ramadan überschneiden sich. Zwei geistliche Wege, die uns einladen, innezuhalten.
„Luft holen, sieben Wochen ohne Panik!“ lautet das Motto der evangelischen Fastenaktion. Eine Einladung, die in unserer atemlosen Zeit nicht aktueller sein könnte. Der Ramadan bietet parallel eine Zeit der Besinnung und des bewussten Verzichts.
Vor Ort in unseren Gemeinden erlebe ich, wie heilsam gemeinsames Durchatmen sein kann. Wo Menschen unter Druck stehen – sei es durch Alltagshektik oder wirtschaftliche Sorgen – braucht es Räume, in denen sie zur Ruhe kommen können.
Die Fastenzeit und der Ramadan lehren uns, auf Überflüssiges zu verzichten, zu teilen und um das Wesentliche zu erkennen. Beide Traditionen weisen auf einen gemeinsamen Kern: Die Hinwendung zum Göttlichen ist untrennbar mit der Hinwendung zum Mitmenschen verbunden.

Der Prophet Micha sagte einst klar, was G*tt erwartet: „Nichts anderes als dies: das Rechte tun, Nachsicht mit anderen haben und bewusst den Weg mit deinem Gott gehen.“ (Micha 6,8)
In unserer schnelllebigen Welt bedeutet geistliches Leben, innezuhalten und den Atem G*ttes in uns aufzunehmen. Gerade jetzt, wo so viele von Erschöpfung berichten, brauchen wir dieses gemeinsame Atemholen. Es gibt uns Kraft, menschlich zu bleiben, wo der Zeitgeist uns zu funktionierenden Maschinen reduzieren möchte.
Sowohl die Bibel als auch der Koran lehren uns, dass wahre Spiritualität sich in unserem Umgang mit Mitmenschen zeigt. Ihnen mit Würde zu begegnen bedeutet, ihnen Raum zum Atmen zu geben in einer Welt, die oft zu wenig Platz für Schwäche lässt.
Glaubwürdig in dieser Welt zu sein bedeutet auch, Inseln der Ruhe zu schaffen und Menschlichkeit zu fördern, wo Begegnung stattfindet.
Allen fastenden Menschen wünsche ich in diesen besonderen Wochen viel Kraft und G*ttes reichen Segen. Möge diese Zeit des Gebets und der Besinnung uns alle näher zusammenbringen.
Quinton Ceasar (40) ist Pastor in der Ev. luth. Friedenskirche in Wiesmoor und er ist auch als @pastor_vanniekaap auf Instagram zu finden.