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30. April 2023 Glauben im Ruderboot

2008, Hebräisch-Sprachkurs an der Universität Jerusalem. Unsere Lehrerin Noa erklärt das Wort „lifnej“, zu Deutsch „vor“. „Das ist eine Präposition für einen Ort oder für eine Zeit. Ein Mensch kann vor einem Geschäft stehen. Und der Tag gestern liegt vor mir.“

Allgemeine Verwirrung breitet sich aus. Der Tag gestern liegt doch hinter mir? „Nein, nein“, wehrt Noa ab, „gestern liegt vor mir. Die Vergangenheit kann ich sehen. Die Zukunft liegt hinter mir, die kenne ich nicht.“

Auf Hebräisch denkt man anders, diese Erfahrung habe ich nicht nur einmal in meinem Studienjahr in Israel gemacht. Das jüdische Pessach-Fest ist nicht nur eine Erinnerung an den Auszug aus Ägypten vor 3000 Jahren. Jede Familie, die Pessach feiert, begibt sich in die Geschichte hinein, als wäre sie selbst dabei gewesen. „Knechte waren wir für den Pharao in Ägypten, und der HERR unser Gott hat uns von dort mit starker Hand und erhobenem Arm herausgeführt“, wird jedes Jahr wieder aus dem 5. Buch Mose zitiert. Gott gibt ihnen ihre Identität und Zukunft durch ihre Geschichte. Juden bekennen: Gott ist gestern, heute und morgen derselbe. Er hat uns damals gerettet und wird es wieder tun.

Ganz fremd ist uns diese Denkweise nicht. Auch wir sind geprägt durch Vorfahren, die „vor“ uns gelebt haben. Oder haben Angst vor der Zukunft, die unsichtbar hinter uns liegt. In Jesus Christus haben wir jedoch so etwas wie einen „Rückspiegel“ in die Zukunft. An ihm können wir sehen, was Gott mit uns vorhat. Der Tod ist nicht das letzte Wort über uns, denn das letzte Urteil fiel, als Jesus am Kreuz starb: Wir sind frei! Wir werden zu einem neuen Leben auferweckt werden, denn Gott hat Jesus auferweckt.

Das feiern wir an diesem Sonntag mit dem schönen Namen „Jubilate“: Noch liegt unsere Zukunft unsichtbar hinter uns, aber in Jesus haben wir sie bereits vor Augen.

Pastor Helge Preising, Kirchengemeinde Walle, helge.preising@evlka.de