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27. März 2022 „Wo berühren sich Himmel und Erde?“

Jeden Tag gibt es neue schreckliche Bilder in den Nachrichten. Bomben, Raketen, zerstörte Städte, Tote und Verletzte. Zu meiner Traurigkeit gesellt sich Wut, Depression und Hilflosigkeit.

Wir erleben gerade in der Passionszeit eine ganz reale, furchtbare Leidensgeschichte in Osteuropa.

Es wird schon einiges getan, um die Not der Menschen zu lindern, das zivile Engagement und die große Spenden- und Hilfsbereitschaft in vielen Bereichen ist enorm. Reichen aber Geld, Waffen, Solidaritätsbekundungen und allabendliche Talkshows aus, um Leben zu retten?

An eine friedliche, gute Welt zu glauben fällt mir immer schwerer. Mir fallen gehaltvolle Sätze ein, wie: „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen“ (Mt. 5,9), oder die oft gehörte These: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“. Die darf natürlich niemals sterben, denn selig sind die Menschen, die nicht aufgeben auf den Frieden zu hoffen und alles dafür zu tun. Wenn wir daran nicht mehr glauben und resignieren, ist der Frieden verloren.

Manchmal sitze ich ganz allein in der Kirche. Ich genieße die Zeit der Stille, lausche meinem Atem, spüre, dass ich lebe und danke Gott für die Ruhe und was er mir alles geschenkt hat. Manchmal spiele ich leise Gitarre und singe und vergesse für einen Augenblick alles, was mich eben noch belastet hat. Für mich ist das Singen auch eine Form von Gebet. Ich lege in die Musik meine Hoffnung und mein Vertrauen in Gott, dass es Frieden auf Erden geben kann.

Oft denke ich in den letzten Tagen an die Musikikonen der 60er und 70er Jahre, wie Bob Dylan, Donovan, John Lennon und Joan Baez.. Sie haben es immer wieder geschafft, mit ihren Songs und den intensiven Texten, Millionen von Menschen zu berühren und Hoffnung auf eine friedliche, bessere Welt zu machen. Titel wie „Sag‘ mir wo die Blumen sind“ und „Imagine“ fehlen zu Recht in keinem Liederbuch. Gänsehaut und Zuversicht überkommen mich für einen Moment.

Was ist doch die Musik (neben der Kraft des Glaubens und der Liebe) für ein unglaublich großes Geschenk! Kein anderes Medium erfüllt, bewegt und verbindet uns Menschen so sehr und nachhaltig.

Ich nehme noch einmal meine Gitarre und singe ein Lied, dass mir spontan einfällt: „Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen und neu beginnen, ganz neu – da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.“

Frank Tebbens

Diakon in Aurich-Oldendorf