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26. Juni 50 Jahre Gebietsreform

In vielen Dörfern sind Festwochen. Wir feiern 50 Jahre Gebietsreform. Damals, 1972, erinnere ich noch die aufgeregten Gespräche in der Kneipe bei uns zu Hause über das Für und Wider der anstehenden Reformen. Da konnte man die Angst und die Sorge vor dem Unbekannten, vor dem Neuen spüren. Die Gebietsreform bedeutete Veränderung und Bewegung. Sie forderte damals – und ich behaupte bis heute: Nicht nur den eigenen Kirchturm als Maß allen Handelns zu sehen, sondern auch das Meer hinter dem Deich noch wahrzunehmen.   

Mancher mag so einen losgelösten Blick, weg vom Vertrauten, fürchten. Aber warum darf man nicht träumen von etwas, das ideal wäre, wenn es gelänge? Wenn nicht nur ein Dorf den eigenen Bogen für das eigene Dorffest macht, sondern dies mit andern zusammen geschieht? Was könnte das für eine Pracht am Ortseingang werden? Ich bin überzeugt, dass ein Gemeinwesen nur funktionieren kann, wenn es sich gestattet, über die Grenzen, die vor Augen sind, hinauszudenken. Ein Gemeinwesen braucht dazu Menschen, die solche Gedanken, Ideen und Träume immer wieder einsprechen. Es braucht Menschen, die nie aufhören, auf die Grundlagen zu verweisen auf denen das Zusammenleben basiert. Sei es im Kommunalen, sei es genauso bei den Kirchen oder in Vereinen.

Die Gebietsreform vor 50 Jahren hat einen Prozess angestoßen, der bis heute nicht abgeschlossen ist. Sie braucht eine wachsame Haltung, damit wir in der Zeit nicht verloren gehen, wenn wir versucht sind, uns im Gestern zu beheimaten – aber darüber das Heute und das Morgen verpassen und damit auch für unsere Kinder nicht tun, was wir ihnen schuldig sind. Man mag sich dann über die jungen Besen, die vorlaut gut zu kehren meinen, aufregen. Aber man muss sich auch mit ebensolchem Recht fragen lassen, warum die alten Besen den Dreck, um den sie doch angeblich so genau wissen, nicht schon lange weggeräumt haben. Das gilt in der Kommune, das gilt aber auch in der Kirche. Darum: Mut – und die Zusage Jesu: „Fürchtet euch nicht! Ich bin bei euch!“

Pastor Harald Lemke, KG Bangstede, Barstede und Westerende