Stell dir vor, du bekommst deinen Lohn am Ende des Monats teils in Euro und teils in Salz ausgezahlt! Stell dir vor, dass sich dein Kellerregal mit jedem Monat um ein Weckglas voll grobkörnigen Salzes füllen würde. Geht nicht? So unvorstellbar ist das historisch betrachtet gar nicht: Römi-sche Beamte und Soldaten bekamen einen Teil ihres Lohns in Form von Salz. Der heutige Begriff Sold leitet sich sogar davon ab. Salz war kostbar, kostbarer als Edelmetalle.
„Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt“ (Matthäus 5, 13-14). Mit diesen Worten aus der Bergpredigt wertet Jesus seine Zuhörerinnen und Zuhörer auf und mutet ihnen auch ganz schön etwas zu: Was ihr tut oder nicht, was ihr sagt und plant, das ist nicht gleichgültig. Oft sind es ziemlich alltägliche, kleine Gesten, mit denen du für andere mehr Licht ins Dunkel bringst: Du bleibst, wo es anderen zu bunt oder lästig wird. Du hältst stand, wo andere Parolen schmettern oder in Vorurteilen untergehen. Du gehst neue Wege, wo Gewohntes nicht weiterhilft und riskierst, dass es auch einmal schiefgeht.
Oder es sind die großen Gesten, die zum Salz in der Suppe werden: Wenn sich Menschen überall auf der Welt hinknien, um an George Floyd, der in Minneapolis im Mai 2020 bei einer polizeilichen Festnahme erstickte, und damit an alle Menschen zu erinnern, für die Rassismus allgegenwärtig und leidvoller Alltag ist. Wenn du auf die Knie gehst, zeigst du Respekt und kniest, weil du nicht vor Rassismus in die Knie gehen möchtest. „Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt“. Das Salz soll nicht fad und das Licht nicht weggestellt werden. Salz und Licht sind Symbole, die großen Gesten letztlich auch. So weit, so gut.
Aber dann kommt der Alltag und du spürst: Nun muss die Bergpredigt mit Leben gefüllt werden und du schreibst eine Einladung, dass sich alle zerstrittenen Grüppchen an den Tisch setzen, reden und respektieren sollen. Es wird anstrengend, denn jede und jeder hat die gleiche Redezeit, aber eine andere Perspektive, niemand soll unter die Gürtellinie zielen und Ich-Botschaften sind gefragt. Das wird schwer und das Risiko besteht, dass sich gar nichts ändert und alle noch ärger im Streit liegen. Was ist klug? Was dient dem kleinen bescheidenen Frieden in Deiner Familie, bei Deiner Arbeit, in Deinem Verein?
Du bist das Salz der Erde und das Licht der Welt, dir wird eine Menge zugetraut, Jesus ist da ziemlich zuversichtlich, dass du mit deinem Sold und Licht durch die Zeit kommst. Trau dich!
Von Silke Kampen, Pastorin in Wallinghausen