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24. Dezember 2021 „Ach, die kenne ich schon!“

Wie sehr freuen wir uns auf den Heiligen Abend und auf das Weihnachtsfest.

Die Wohnungen und Häuser sind geschmückt und vorbereitet. Und für viele gehört der Gottesdienst am Heiligen Abend einfach dazu, mit „O du fröhliche“ und „Stille Nacht“, mit Krippenspiel und Lichterbaum. Schon im letzten Jahr war es dann doch anders als „alle Jahre wieder“. Und auch in diesem Jahre wird es wieder anders sein. Abstand, Beschränkung und Vorsicht bleiben geboten. Mir sagte eine Frau: „Wir hatten so gehofft, dass wir wieder normal feiern können.“ Ja, wir hatten gehofft und erleben nun, dass wir noch Geduld und einen längeren Atem brauchen, als gedacht.

Mir ist aufgefallen, dass wir besonders am Weihnachtsfest auf das Gewohnte und Vertraute bauen. Es soll doch so sein, wie immer. Die Deko, das Miteinander, die Abfolge am Heiligen Abend.

Am Heiligen Abend wurde in einer Kirche wieder die altvertraute Weihnachtsgeschichte gelesen. Sie gehört ja nun einmal dazu: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging…“ Da rief plötzlich ein Mädchen ganz laut und gelangweilt in die Kirche: „Aaaach, die kenne ich schon!“

Ja, die kennen wir schon. Aber meine Erfahrung ist, ich höre sie in jedem Jahr doch immer auch ganz anders. Je nachdem, wie es gerade in meinem Leben aussieht. Dieses Jahr hat sie sicher auch wieder einen ganz anderen Klang. Und es ist gerade diese Geschichte, die bei allem Vertrauten und Bekannten, immer wieder von der großen Überraschung erzählt, die mit Heilig Abend zu tun hat. Es kam anders, als gedacht, schon damals in Bethlehem. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Gottes Kommen in die Welt hat mit unserem Leben und unserem Alltag zu tun und wirkt da ganz überraschend hinein. Mitten in das Leben mit seiner Last und in die Angst und Not der Menschenherzen.

Wir feiern Weinachten und plötzlich sind wir berührt von einer Geste, einem Wort, einem Anruf oder einem kleinen Geschenk, mit dem wir nicht gerechnet haben. Und wo wir auf die Weihnachtsgeschichte hören, die wir ja schon kennen, da kann es sein, dass sie uns wieder überrascht. Mit einer Ahnung von Frieden, der Sehnsucht nach einem erfüllten Leben oder sogar mit dem Glauben an Gottes Nähe mitten in dieser Welt.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern ein frohes und überraschendes Weihnachtsfest.

Dr. Detlef Klahr

Regionalbischof Sprengel Ostfriesland-Ems