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19.12.2021 Vom Telegram(m)stil

Manche Dinge sterben aus – und es ist nicht zu verhindern. So auch das Telegramm. Vor der immer stärker wachsenden Digitalisierung der Welt kam ein Telegramm als etwas ganz Besonderes in den Häusern der Menschen an – denn, wenn es kam, war etwas Schönes oder auch Leidvolles geschehen, kurz angekündigt im Telegrammstil. Es galt, wie bei den frühen SMS: „Fasse dich kurz.“ Was verschickt wurde, war in der Regel wichtig und geprüft. Das ist bald Geschichte.

Nur ein letztes Telegramm wird wohl jedes Jahr aufs Neue in die Welt geschickt werden: „Fürchtet euch nicht – stopp – ich verkündige euch große Freude – stopp – euch ist ein Kind geboren – stopp.“ Auf dieses Telegramm möchte ich nie verzichten – Jedes Jahr macht dieser kurze Text deutlich: Bei allem, was gerade in der Welt geschehen mag – da ist schon lange etwas anderes angebrochen. Bei allem, was uns belasten mag, da ist einer, der macht Mut in solchen Zeiten. Bei allem, was uns die Luft raubt – da ist einer, der reißt die Türen auf und weitet den Raum.

Doch stattdessen erleben wir, wie das Telegramm im Internet eine Art Wiederbelebung erfährt: Nun heißt es „Telegram“ und Menschen teilen auf dem Messenger Botschaften, die mir Sorgen und auch Angst machen. Sie lassen mich fragen: Was ist das Ziel all dieser Texte? Wozu dient die dort viel zu oft propagierte Hetze, die Gewalt und der Hass? Etwa als Grundlage einer neuen Gesellschaftsordnung?

Nein dankte: Da bleibe ich bei Gottes Telegramm an uns mit seiner Botschaft voller Zuversicht und Liebe. Mit seiner Zusage einer Welt ohne Angst, in der wir es endlich schaffen in Frieden zu leben. „Fürchtet euch nicht! – stopp.“ Wie schön, dass dies Telegramm weiter die Menschen erreichen wird – ob in der Kirche, oder online, oder wie auch sonst – wie gut, dass diese Nachricht nicht verstummt, auch wenn es irgendwann das gute alte Telegramm schon lange nicht mehr geben wird.

Harald Lemke-Magov, Pastor in Westerende, Bangstede und Barstede