Im Moment ist ja alle Welt darum bemüht, sich gerade nicht mit dem Virus anzustecken und das ist natürlich gut so. Jede Impfung bringt uns dann jeden Tag ein Stück mehr Sicherheit und irgendwann auch wieder das gemeinsame Singen in unsere Gottesdienste zurück. Das Anstecken hat aber durchaus auch andere interessante Seiten.
Achten Sie doch heute Abend zu später Stunde – vielleicht auf dem Sofa vor dem Fernseher – einmal darauf, wer zuerst gähnt, denn das soll sich ja ebenfalls verbreiten, wenn eine oder einer den Anfang macht. Genauso – nur eben viel schöner – ist es mit dem Lachen und der Fröhlichkeit. Das Beides hat eine ganz große Ansteckungskraft. Kaum jemand kann sich einem Lächeln entziehen – auch gerne ausprobieren – und zusammen kann man auch mal Tränen lachen. Begeisterung kann sich ebenfalls übertragen, wenn jemand z.B. von seinem liebsten Hobby schwärmt. Auf der anderen Seite kann auch die Trauer eines Menschen sehr ansteckend sein. Die Trauer lässt sich aber teilen.
Der Benediktinerpater und Autor Anselm Grün hat in einem Interview einen schönen Satz über die positive Kraft der Ansteckung in der aktuellen Situation gesagt: „Wir können uns gegenseitig mit dem Virus anstecken, aber genauso können wir uns mit Gedanken anstecken. Es macht einen Unterschied, ob ich morgens unzufrieden aus dem Haus gehe und den Menschen aggressiv begegne oder mit Wohlwollen und innerem Frieden. Wir sind verantwortlich für die Atmosphäre, die wir schaffen.“
Die Bibel hat dazu im Hebräerbrief den passenden Hinweis: „Wir wollen uns umeinander kümmern und uns gegenseitig zur Liebe und zu guten Taten anspornen.“ Das mit dem Kümmern hat ja schon mal was in diesen Zeiten, was für eine schöne Absicht und Aufgabe! Und dann geht es um den freundlichen Ansporn zur Liebe und den daraus folgenden guten Taten. Der Fantasie sind hier kaum Grenzen gesetzt. Dieser Ansporn darf gerne ansteckend sein.
Von Kurt Booms, Pastor in der Kirchengemeinde Weene