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22. August 2021 Der Luftballon im Auricher Friedhofsbaum

Es war schon wieder ein schwerer Gang. Wie so oft in den letzten Wochen. Zu oft nach meinem Geschmack.  Sie wurde keine 40 Jahre alt. Am Grab haben ihre zwei Kinder Luftballons steigen lassen als letzten Gruß für ihre Mama. Es zerriss uns allen das Herz. Ich musste schlucken. Als ich bemerkte, dass ein Ballon scheinbar hoch oben im Baum festhing, habe ich schnell die Rituale am Grab weitergemacht. So wurden die Blicke von allen wieder nach unten gerichtet und vielleicht hat es niemand bemerkt.

> Aber eigentlich war der Ballon, der im Baum festhängt, total passend für diesen Moment. Das fiel mir später auf. Denn ich weiß, dass die Mama so sehr gekämpft hat und ihre Lieben nicht allein lassen wollte. Sie wollte nicht, dass ihre Kinder Lufballons auf dem Friedhof steigen lassen müssen. > Und ihre Familie wollte sie nicht gehen lassen. Niemand hat sich gewünscht, dass ihre Kinder diese Ballons jemals loslassen müssen.

> Nun hängt er da im Baum und stellt so eine Art Verbindung her zwischen Himmel und Erde. > Wie ein Regenbogen. Nur, dass der Ballon hoffnungsloser und schäbiger aussieht als ein Regenbogen. Unsere Hoffnung hängt auch manchmal fest.

Gott, ich muss mich beschweren. Ich wünsche mir mehr Regenbogen auf unserem Friedhof. Die können wir echt gebrauchen, wenn Kinder schon Luftballons steigen lassen müssen am Grab ihrer Mama. Noch besser wäre es aber, wenn wir solche Momente gar nicht mehr hätten. Die halten wir alle kaum aus. Kannst du da bitte was tun?

> Pastorin Cathrin Meenken, Lambertigemeinde Aurich