Im Briefkasten liegt die Zeitschrift „Frieden“ des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Meine Großmutter hielt große Stücke auf den Volksbund. Im Auftrag der Bundesregierung betreut der Volksbund die Gräber von etwa 2,8 Millionen Kriegstoten auf über 832 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten.
Vor ein paar Jahren habe ich die online-Gräbersuche des Volksbundes genutzt. Ich tippte den Namen meines Großvaters ein… und tatsächlich: Name, Vorname, Dienstgrad, Geburts- und Sterbedatum und -ort, die genaue Kriegsgräberstätte in Frankreich mit Wegbeschreibung und Grablage. Die Daten stimmten mit dem überein, was ich über meinen Opa wusste: Gefallen mit 27 Jahren. Drei Woche nach der Geburt seiner Tochter, die er nur einmal im Arm hielt.
Dieses Erleben ist in meiner Familie bis heute präsent. Kriegstraumata werden oft unbewusst über Generationen weitergegeben. Die Geschichte meiner Familie hat sich so oder ähnlich millionenfach zugetragen. Eine Tragödie – die doch in keinem Verhältnis steht zu dem Leid, das NS-Verfolgte erduldet haben. Die Frage nach der eigenen Mitverantwortung, gar Mitschuld, bringt uns bis heute in Konflikt. Beeindruckend wie der Shoah-Überlebende Albrecht Weinberg den Finger in die Wunde legt.
„Woher kommt mir Hilfe?“, fragt die Psalmbeter*in Psalm 121 – und weiß zugleich, dass GOTT die Quelle ihrer Hilfe ist. „Ja, woher kommt uns Hilfe?“ Das Bild, dass „die ganze Schöpfung seufzt und stöhnt vor Schmerz“ (Röm 8,22), das kannte schon Paulus. Die Sehnsucht erlöst zu werden von Gewalt und zerstörerischen Mächten – in diesen Tagen ist sie besonders groß. „GOTTvertrauen ist dann wie eine Tür, die sich öffnet“ (C. Brudereck). Nicht sperrangelweit, aber es fällt eben doch Licht in den Raum.
Eva Ceasar, Pastorin an der Friedenskirche Wiesmoor