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15. Oktober 2023 Mit leeren Händen, aber guten Mutes

Das Gebet eines Menschen, der nach dem Willen Gottes lebt, hat große Kraft und bewirkt viel. (Jakobus 5,16)

Als Notfallseelsorgerin komme ich bei meinen Einsätzen zu Menschen, die mit dem Schlimmsten konfrontiert sind. Ich komme mit leeren Händen und dem Wissen, dass ich keinen Trost bringen kann. Aber: Ich bin da. Ich bleibe da, solange ich gebraucht werde. Ich gehe erst, wenn es ohne mich geht. Ich bin da und ich versuche in diese zerbrochene Lebenswelt ein wenig Stabilität zu bringen. Ohne große Worte, ohne religiöse Vorträge,. Ich bin einfach nur da und auch ganz ehrlich darin, dass angesichts des Geschehenen nichts mehr zu sagen oder zu deuten ist. Wir Menschen wissen nicht, warum Gott Leid geschehen lässt. Wir wissen auch nicht, wo es uns hinführt. Es ist schwer, das zu akzeptieren. Es ist schwer, einfach nur dazusein.

Oft erinnere ich mich. Besondere Daten, besondere Ort rufen besondere Einsätze ins Gedächtnis. Dann bete ich, weil ich sonst nicht mehr tun kann und auch, weil es vielleicht niemand tut.

Leid auszuhalten ohne zu vertrösten, deuten oder verurteilen, zu stärken, ohne übergriffig zu werden, ist schwer. Nichts tun. Nur eines bleibt: Beten. Martin Luther sagte: „Wer betet, schickt einem anderen einen Engel.“ Das ist ein schönes Bild. Wo mir die Hände gebunden sind, bitte ich Gott, einen Engel zu senden, der das Leid ertragbar macht und die Kraft gibt, Schritt für Schritt in ein Leben zu gehen, das niemals wieder so heil wird, wie es einmal war.

Nicht ich handle, Gott handelt. Gott richtet auf. Nicht meine Klugheit, mein Können, mein Vermögen heilt Leid und Krankheit, sondern Gott wird das tun. Darum ist füreinander beten so wichtig.

Pastorin Heike Musolf, Ev.-luth. Paulusgemeinde Aurich-Kirchdorf