Desktop

Tablet / Mobil

Desktop

Tablet / Mobil

22. Oktober 2023 Die goldene Spur

Liebe Leser und liebe Leserin, Scherben bringen Glück, heißt es. Aber wenn mir mal wieder eine Tasse aus der Hand gefallen ist und zersprungen auf dem Boden liegt, dann fühle ich mich alles andere als glücklich. Ärgerlich wird es dann, wenn auch noch Erinnerungen daran hängen. Zusammenflicken lässt sich das gute Stück nicht wieder. Wer will auch so etwas mit Rissen auf den Tisch stellen?

Also, schnell den Besen geholt und die Scherben zusammengefegt. In Japan gibt es eine andere Haltung zu so einem Maleur: Sie heißt „Goldreparatur“: Kintsugi. Wenn eine Keramikschale zerbricht, dann werden die Teile wieder zusammengefügt. Dennoch sieht man die Spuren der Reparatur. Und dann werden die Bruchstellen mit Goldstaub geflickt und fallen besonders ins Auge. Dadurch wirken die Brüche besonders kostbar und wertvoll.

Die Schale zeigt so: Ich bin zerbrochen. Aber ich habe es überstanden und leuchte nun in einer ganz anderen Weise. Es hat Geduld, Mühe und Zeit gekostet, wieder ganz zu werden. Aber nun kann ich wieder neu gefüllt werden. Mit meinen goldenen Spuren bin ich einzigartig, keine andere Schale kann mit mir verwechselt werden.

Schäden müssen wir auch im Laufe unseres Lebens erleiden. Zerbrochene Menschen, die Schlimmes erlebt haben und Schuld auf sich geladen haben. So z.B. Petrus, der Jesus verleugnete, was ihm sein ganzes Leben nachhängen wird. Menschen haben Risse, Bruchstellen. Sie müssen damit leben. Nur eine Schale, die immer im Schrank steht, bekommt keine Schäden. Verletzungen und Risse gehören zum Leben dazu. Aber es gibt eine Kunst, die die Brüche mit Goldstaub wieder zusammenfügt. Dann glänzen die Menschen zwar nicht wie neu, aber viel schöner, intensiver und einzigartig. „Gott heilt die, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.“ 

Einen schönen Sonntag, an dem Sie die goldene Spur Ihres Lebens entdecken können, wünscht Ihnen, Pastorin Katharina Herresthal