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13. März 2022 Einander mit Christi Augen sehen

„Einem König hilft nicht seine große Macht; ein Held kann sich nicht retten durch seine große Kraft.“ (Psalm 33,16) Egal, wer du bist, ob König, Despot, Held oder kleines Menschenkind, wir alle sind gleich vor Gott. Keiner hat das Recht, einem anderen sein Recht auf sein oder ihr eigenes freies Leben zu nehmen. An diesem 2. Sonntag in der Passionszeit begehen wir den Gebetstag für bedrängte und verfolgte Christen. Doch gilt in dieser schlimmen Kriegszeit wohl unser erstes Gebetsanliegen allen Menschen der Ukraine; ganz gleich, ob sie Christen, Juden, Muslime, Angehörige einer anderen Religion oder Atheisten sein mögen. Alle in der Ukraine lebenden Menschen sind einem heute in Europa nicht mehr für möglich gehaltenen, unvorstellbaren Leiden und Sterben ausgesetzt. Dies selbst über die Distanz in den Medien mit zu verfolgen, ist kaum auszuhalten und stürzt uns in Gefühle von Hilflosigkeit, Angst und Wut. Auch einem friedliebenden Menschen, sei er Christ oder Muslim, überkommt Abscheu gegen den russischen Diktator und seine Mächtigen. Vielleicht wünschen wir uns, er möge, egal mit welchen Mitteln, gestoppt werden, damit all dieses sinnlose und ungerechte Leiden auf ukrainischer wie auf russischer Seite ein Ende findet, bevor es zu einer noch größeren Katastrophe kommen könnte.

Wir möchten helfen, eingreifen, auf unterschiedliche Art und Weise das Leiden der Vertriebenen lindern, und europaweit zeigt sich eine lange nicht erlebte, einmütige Solidarisierung mit den ukrainischen Geschwistern. Was können wir tun? Was allen gläubigen Menschen bleibt, ist, unsere Gebetsanliegen vor Gott zu bringen und auf das große Wunder zu hoffen, dass sein guter Geist selbst den verblendetsten und menschenverachtendsten Mächtigen erreichen kann. Wir legen im Gebet unsere Hoffnung in Gottes Hände.

Aus menschlicher Sicht kann eine Veränderung wohl nur von innen geschehen: wenn immer mehr Menschen trotz aller Furcht aufstehen und mutig für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit eintreten. Wenn sich die Erkenntnis durchsetzt, dass alle Menschen Geschwister, geliebte und einzigartige, gleich wertvolle Kinder Gottes sind. In Gottes Augen sind wir alle gleich. Wann schauen wir einander endlich mit Christi Augen an?

John Förster, Pastor in Riepe und Ochtelbur