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12. Juni 2013: Möglichst geistreich

„In einem guten Wort steckt Wärme für drei Winter“ sagt ein chinesisches Sprichwort. Es gibt so viele Worte, die neu Eingang in unsere Sprache gefunden haben. „Alltagsmaske“ zum Beispiel ist so ein Wort. Ein anderes lautet: „Inzidenzwert“. Und ich bin beinahe sicher, dass wir vor gut einem Jahr etwas anderes vor Augen hatten, wenn wir das Wort „Querdenker“ gehört haben.

Wenn es aber stimmt, dass Sprache unser Denken formt, dann ist es schon bedenklich, wenn wir vor dem: „Moin, fein di to sehn“ beschwichtigend herüberrufen: „Keine Sorge, ich bin getestet“ und der launige Zuruf: „Schön negativ bleiben!“ etwas Positives meint.
Leben ist mehr als Essen und Trinken, Gesundheit mehr als die Unversehrtheit unseres Körpers. Natürlich ist auch das hoch zu schätzen und „ein Geschenk Gottes“. Aber auch das Seelische darf nicht vergessen werden.


Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir einander brauchen. Ich halte es für wichtig, zu üben, einander täglich ein „gutes Wort“ zu gönnen und ein offenes Ohr füreinander zu haben. Und weil „nichts ohne Sprache ist“, wie Paulus seiner Gemeinde in Korinth schreibt (1. Kor. 14,10), macht es etwas mit uns, wenn wir in unserem Nächsten nicht ein „Infektionsrisiko“ sehen, sondern unseren „Bruder oder unsere Schwester“ in Christus.
Was für ein tolles Stimmengewirr im Gottesdienst muss Paulus vor Augen haben, wenn er in unserem Predigttext für kommenden Sonntag, 1. Korinther 14, 1-12, erst einmal für Ordnung sorgt. Das tut er, damit Gehör findet, was der „Erbauung“, der „Ermahnung“ und der „Tröstung“ dient. Propheten im Alten Testament haben einen wachen Blick dafür, was verkehrt läuft, üben Sozialkritik und weisen darauf hin, was nach Gottes Willen anders laufen sollte.

Sie wirken als Wegweiser für eine bessere Zukunft in Gottes Nähe. Da gehört unser Einsatz für „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ mit hinein. Die „prophetische Rede“, die Paulus allen anderen Reden vorzieht, orientiert sich an Gottes Zusage, seinem Wirken und seinem Mit-Gehen. Das wichtigste Merkmal stellt Paulus allem voran: „Strebt nach der Liebe!“ Zu dieser Liebe macht Gottes Geist uns fähig. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein „geistreiches“ Wochenende.

Von Christiane Schuster-Scholz, Pastorin in der Kirchengemeinde Holtrop