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Predigt zur Eröffnung der Kirchenkreissynode 2025-2030

Brich auf! Tu wohl! Trau Dich!
Lukas 9,1-6.10: Jesus sendet seine Jünger aus
Jesus rief die Zwölf zusammen.
Er gab ihnen Kraft und Vollmacht,
alle Dämonen auszutreiben und Krankheiten zu heilen.
Er sendete sie aus, um das Reich Gottes zu verkünden
und die Kranken gesund zu machen.
Er sagte zu ihnen:
»Nehmt nichts mit auf den Weg:
keinen Wanderstock, keine Vorratstasche,
kein Brot, kein Geld und kein zusätzliches Hemd.
Wenn ihr in einem Haus aufgenommen werdet,
bleibt dort und zieht von dort aus weiter.
Wenn euch die Leute nicht aufnehmen: Verlasst die Stadt und schüttelt den Staub von
euren Füßen.
Dadurch sollen die Leute erkennen,
dass ihr Verhalten Folgen haben wird.«
Die Jünger zogen los und wanderten von Dorf zu Dorf.
Überall verkündeten sie die Gute Nachricht
und heilten die Kranken.
Die Apostel kehrten zu Jesus zurück.
Sie berichteten ihm, was sie alles getan hatten.
Dann nahm er sie mit sich,
um mit ihnen allein zu sein.
Als die Leute davon erfuhren, folgten sie ihm.
Jesus ließ sie zu sich.
Er erzählte ihnen vom Reich Gottes
und machte alle gesund, die Heilung brauchten.
Drei Gedanken
1
Brich auf!
Heute beginnt ein neuer Weg. Jesus ruft Dich. Wir stehen heute am Anfang einer
neuen Periode dieser KKS. Die nächsten 6 Jahre werden uns vor einige
Herausforderungen stellen. Jesus ruft uns zusammen. Wir sind hier im KK Aurich seine
Leute. Andere hat er nicht. Wir sind die Richtigen. Mit uns will er die Zukunft hier
gestalten. Jesus will Menschen durch Menschen erreichen. Wir werden wichtige
Weichen stellen. Und wenn wir es nicht tun, werden wir es auch merken.
Was brauchen wir für unser Amt? „Kraft und Vollmacht“ heißt es Bibeltext.
„Geh hin mit all deiner Kraft.“
Das bekam Gideon gesagt, als er aufbricht, um Gott zu dienen. Er wird nicht
ausgestattet mit aller Kraft der Welt, nicht mit Supermannkräften, nein, Gott gebraucht
ihn mit seinen individuellen Kräften. Das genügt. Keine Superkräfte, keine
übermenschlichen Kräfte werden für unser Amt gebraucht. Gideon kann es erst nicht
glauben. Und dann sagt Gott ihm fünf Worte: „Ich will mit dir sein.“
Du mit deiner Kraft – und Gott mit dir. Das genügt. Deshalb feiern wir heute auch
gemeinsam Abendmahl. Wir haben Teil an der Kraft Jesu. Wir tragen etwas von ihm in
uns. Das schmecken wir, das sehen wir. Das können wir uns auf der Zunge zergehen
lassen. Das stärkt uns für unsere Aufgaben.
2
Tu wohl!
Jesus gibt seinen Leuten mit auf den Weg:
Heilt Kranke! Treibt Dämonen aus!
Echt jetzt? „Das kann ich nicht!“ – Wirklich nicht?
Wer, wenn nicht wir?
Jesus traut uns genau das zu. Eine anspruchsvolle und spannende Aufgabe für uns alle.
Viele Menschen fühlen sich doch gerade müde. Die Weltlage ist deprimierend.
Un ook dat: „Kark is nich cool“.
Irgendwie so ein negativer Grundtrend.
Und dazu: Irritierende, gespenstische Geister schwirren gerade genug durch die
Weltpolitik und entgeistert gucken wir auf Wahlergebnisse – auch in unserem
Landkreis. Niederdrücken kann einen heute der Geist der „Einsamkeit“, der Geist des
„Gegeneinanders“, aber auch wenn ich keinen Ausweg mehr sehe, kann mich das
schwermütig machen, Hoffnungslosigkeit setzt finstere Gedanken in Gang. Wenn ich
Tag für Tag überlastet bin, drückt mich das nieder, der Geist der Ausgrenzung ist
abgründig. Nationalismus ist ein Ungeist, der den ganzen europäischen Kontinent
schon ins Verderben gestürzt hat.
Da braucht es uns. Da braucht es starke Gegenkräfte. Es braucht: Gute Geister. Wir
können als Christen und als Gemeinden heilsam in unsere Gesellschaft hineinwirken.
Guter Geist schafft gute Atmosphäre. Wir geben auch dem Schwächeren eine Stimme.
Wir müssen und wollen auch dort hinsehen, wo niemand hinsieht. Liebe fühlt sich gut
an. Hoffnung weckt ungeahnte Kräfte. Einander beistehen richtet auf. Teilen schmeckt
gut. Binanner, Mitnanner – Herz statt Hetze. Das vertreibt den Teufel.
Das kann aber auch Widerstand und Kampf bedeuten. Aufstehen! Jesus ruft Dich und
uns alle auch dazu. Es kann sein, dass in Zukunft unser Protestantentum neu eingeübt
werden muss. Und wir sind doch schon dabei, wenn wir mitgehen und
zusammenstehen und uns für eine solidarische Gesellschaft stark machen.
Aber: Rechnen wir auch mit Gegenwind.
Jesus sagt: Wenn euch die Leute nicht aufnehmen:
Verlasst die Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen.
Wir werden für unsere Arbeit nicht nur Zustimmung finden. Jesus mutet uns Etappen
zu, die die wir nie wählen würden. Wir werden auch dahin geführt, wo wir selbst nicht
hinwollen. Wir werden auch lernen müssen, etwas zu loszulassen, vielleicht sogar
Liebgewonnenes. Lassen lernen. Sich trennen und dennoch selbstbewusst
weitergehen. Tu wohl!
3 Trau Dich!
»Nehmt nichts mit auf den Weg: keinen Wanderstock, keine Vorratstasche,
kein Brot, kein Geld und kein zusätzliches Hemd.
Wie soll das gehen? Wir haben großes Gepäck. Kirchenkreisordnung,
Geschäftsordnung, Gottesdienstordnung, Hauptsatzung, Finanzsatzung,
Gebäudebedarfsplan, Haushaltsplan, Stellenplan, Konzepte über Konzepte.
Unsere Gemeindestrukturen kommen aus den sechziger Jahren.
„Traut Euch! Geht ohne andauernde Absicherung nach hinten!“, sagt Jesus seinen
Leuten. Unser Gepäck: Es ist eine gute Tradition. Manches ist aber auch eine schwere
Bürde. Gepäck ist immer eine Frage an Gewicht und Platz. Was gehört in den Koffer der
Nachfolge? Jesus sagt seinen Leuten: Macht Euch frei von dem, was Euch beschwert!
Lasst los, was Euren freien Blick behindert! Geht los! Macht es einfach! Trau Euch!
Tut das Unerwartete!
Und verlasst Euch drauf: Wer in Jesu Auftrag unterwegs ist, wird versorgt und bewahrt.
Unterwegs wird es anstrengend, wenn mein Koffer zu schwer ist.
Ist mein Gepäck zu groß und schwer, kann es richtig teuer werden.
Gehen wir einfach gemeinsam los.
Und denken wir dran: Es fühlt sich gut an, wenn wir in großer Zahl beieinander stehen – wie bei einer Demo – von anderen umgeben, laut, hoffnungsvoll, bewusst,
selbstbewusst.
Beieinander stehen fühlt sich gut an: Wie auf einem Konzert, wenn sich alle, die da
sind, über ein Lied freuen, oder bei einem Fußballspiel über ein Tor.
Aber jetzt freuen wir uns über Menschlichkeit, Nächstenliebe, über das Bekenntnis zur
Demokratie. Wenn ich weiter träume, dann entsteht mit dem Gefühl die Vorstellung
einer Zukunft. Und die könnte Freundschaft heißen, Verbundenheit, vielleicht sogar
Liebe.
Stellen wir uns vor:
Liebe wird zum Schneeballsystem, Solidarität, Sorge füreinander gehören überall zum
guten Ton.
Stellen wir uns vor, Liebe und Mitgefühl breiten sich einfach aus, wie Angst und Hass
sich ja auch ausbreiten.
Stellen wir uns vor, man muss sich schämen für Sätze, die ausgrenzen und herabsetzen
und demütigen.
Stellen wir uns vor, wir wären auf der Straße erkennbar, würden einander zunicken,
wie Fußballfans sich an ihren Trikots und Schals erkennen. „Ja, ich auch.“ Wenn Liebe
zusammenhält wie Klebstoff, wie etwas, worin wir uns gehalten wissen. Ja, wir sind
eine große Bewegung für Liebe und Verbundenheit.
Und stellen wir uns auch die Temperatur unserer Gesellschaft vor, wenn all das nicht
gäbe, wofür wir als Christinnen und Christen stehen. Wir werden gebraucht.
Deshalb:
Brecht auf! Tut wohl! Traut Euch!
Amen.