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Kirche ist Kirche, egal in welchem Land

Regionalbischof Klahr auf den Spuren der Lutheraner in Schlesien

öso. Fünf Tage besuchte Regionalbischof Dr. Detlef Klahr mit Superintendenten aus dem Evangelisch-lutherischen Sprengel Ostfriesland-Ems den südlichen Teil der lutherischen Diözese Breslau (Wroclaw) und überbrachte Grüße von Landesbischof Ralf Meister.

Mit dabei waren vier von sechs Superintendenten: Dr. Bernd Brauer (Kirchenkreis Emsland-Bentheim), Christa Olearius (Kirchenkreis Emden-Leer), Dr. Helmut Kirschstein (Norden) und Tido Janssen (Aurich).

„Jeder Besuch einer Kirche in einem anderen Land macht uns reicher an Erfahrung, zumal uns mit Polen eine lange Geschichte des Glaubens und wechselhaften Miteinanders verbindet. In unserer Zeit brauchen wir mehr denn je Verständigung und Austausch“, sagte Regionalbischof Klahr.

Auf dem Programm der Klausurtagung stand der Besuch historisch bedeutsamer Kirchen und Gespräche mit Kirchenvertretern. Der Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen, Waldemar Pytel, gab einen Einblick in das Leben der Minderheitenkirche im katholischen Polen. Seine Diözese erstreckt sich vom Süden Polens bis an die Ostseeküste.

„Wir haben gerne ukrainische Flüchtlinge aufgenommen, darunter auch 40 behinderte Kinder“, so Pytel. Dies sei möglich, weil die lutherische Kirche entsprechende diakonische Einrichtungen habe.

Kirche sei Kirche, egal in welchem Land. Sie solle einladend sein und evangelische Freiheit leben, betonte Bischof Pytel in dem Gespräch im Zentrum der Lutheraner in Breslau. Es komme darauf an, Gottes Wort zu verkündigen und die Sakramente auszuteilen. Auch gehöre Diakonie und Ökumene zum kirchlichen Leben. Nach 20-jährigen Beratungen wurden nun im Mai erstmals neun Pastorinnen ordiniert.

Bei dem Besuch der deutschsprachigen Gemeinde in der St. Christophori-Kirche in Breslau wurde deutlich, wie früh die Reformation hier Fuß fasste. 1523 schon wurde hier evangelisch gepredigt.

Mit der Christophori-Kirchengemeinde in Breslau und Niederschlesien wurde 1993 erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder offiziell eine deutschsprachige evangelische Gemeinde gegründet. Zu ihr gehören momentan 95 Gemeindeglieder, davon leben 30 in Breslau. Pfarrer Karol Dlugosz hält regelmäßig deutschsprachige Gottesdienste. Seine Muttersprache ist Polnisch. Dlugosz möchte gerne auch Gottesdienste auf Englisch und Ukrainisch anbieten. Darin sieht er das kirchliche Konzept der Zukunft für Breslau als multikulturelle Stadt.

Der Besuch der beiden „Friedenskirchen“ in Jauer und Schweidnitz, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, gab einen Einblick in das kirchliche Leben des 17. Jahrhunderts. Nach dem 30-jährigen Krieg wurden als Folge des Westfälischen Friedens drei „Friedenskirchen“ in Glogau, Jauer und Schweidnitz mit jeweils bis zu 7500 Plätzen in einer einjährigen Bauzeit errichtet. 

Das ehemalige Bethaus aus Schönwaldau, das nun in Lomnitz wieder aufgebaut wurde, stand beispielhaft auf dem Besuchsprogramm als ein Zeugnis für die über 200 evangelischen Bethäuser aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Der Besuch der Internationalen Jugendbegegnungsstätte für Europäische Verständigung in Kreisau gab einen Einblick in diesen historischen Ort. Hier traf sich in den 1940er Jahren der „Kreisauer Kreis“ um Helmuth James Graf von Moltke, um Gesellschaftsentwürfe für eine Nachkriegszeit zu erstellen. Die beiden Ausstellungen über die Prozesse gegen die Beteiligten und deren Hinrichtung sowie über die Hinrichtung von Kriegsdienstverweigerern zur Zeit der Nazi-Diktatur, ließen die Aktualität dieser Themen angesichts des Ukrainekrieges in besonderer Weise spüren.

BU: (Foto: Hannegreth Grundmann)

Auf der Klausurtagung in Polen besuchte Regionalbischof Dr. Detlef Klahr (3.v.r.) den Bischof der Evangelisch-Augsburgischen Kirche, Waldemar Pytel, im Zentrum der Lutheraner in Breslau. Mit dabei waren vier von sechs Superintendenten (von links): Dr. Bernd Brauer (Kirchenkreis Emsland-Bentheim), Christa Olearius (Kirchenkreis Emden-Leer), Dr. Helmut Kirschstein (Norden) und Tido Janssen (Aurich).