In der Aufregung um den Vorstoß von Friedrich Merz bezüglich der Migration kam mir die Jahreslosung 2025 aus 1. Thess. 5, 21 in den Sinn. So klar scheint ja gar nicht zu sein, was das Gute ist, sonst könnten ja auch unsere Bundestagsabgeordneten sachbezogen miteinander diskutieren, um das Gute für unsere Republik zu finden und dann umzusetzen. Stattdessen Hilflosigkeit, man brüllt sich nieder und beleidigt sich. Gesinnungsethiker, die ihr moralisches Urteil auf die Motivation des Handelns konzentrieren, stehen gegen Verantwortungsethiker, die die Folgen des Handelns in den Vordergrund rücken. Beides moralisch gute Motivationen, aber schwer bis gar nicht zu vereinen. Menschenrechte, die Flüchtlingskonvention, die Aufnahme von Menschen in Not sind absolut gute Prinzipien des Handelns.

So stelle ich mir das Reich Gottes vor, Erlösung, Freiheit, Frieden für jeden Menschen und jede Kreatur, Befreiung von allem, was Menschen leiden lässt und niederdrückt. Mal ganz realistisch: Das schaffen wir nicht.
Die Folgen dieser Wünsche sind seit geraumer Zeit in unseren Kommunen zu spüren. Überbeanspruchung und Überlastung in den Behörden und bei der Polizei und darunter leiden besonders die, die besonderen Schutz bräuchten und untergehen in der Masse derer, die Hilfe beanspruchen. Das Reich Gottes ist nicht von unserer Welt. Wir wünschen und ersehnen es. Und dann müssen wir unsere Möglichkeiten in dieser Welt und Realität erkennen. Unsere Möglichkeiten sind begrenzt, das hat mit unserem Menschsein zu tun. Und so ist das Gute, das wir suchen sollen, nur im genauen Hinsehen, im Diskutieren und im gemeinsamen Ringen zu finden. In dieser Welt setzen uns unsere Möglichkeiten Grenzen. Wir müssen auf die Folgen und Konsequenzen unseres Tuns schauen. Helfen kann nur, wer seine Ressourcen einschätzt und entsprechend nutzt. Wer über seine Ressourcen geht, wird scheitern.
Suchet das Gute – eine schwere und erschöpfende Aufgabe.
Heike Musolf, Pastorin der Ev.-luth. Paulusgemeinde Aurich-Kirchdorf