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9. Mai 2021: Danke für die Blumen!

Irgendwie hatte ich dabei schon immer ein komisches Gefühl: Eine Karte zum Muttertag, selbstgemalt, mit einem Gedicht und Blumen, immer am 2. Sonntag im Mai? Bei meiner Recherche – der Muttertag ist seit 1914 nationaler Feiertag in den USA und entstand durch die Methodistin Anna Maria Jarvis –  fühle ich mich bestätigt. Die schon früh beginnende Kommerzialisierung wurde für sie ein Graus, so dass die Mutter des Muttertages selbst für dessen Wiederabschaffung kämpfte. Mein mulmiges Gefühl bestreitet das Klischee einer sich aufopfernden Mutter, die perfekt ist in allen Bereichen – Beruf, Haushalt, Erziehung, Freizeit…Dieses Bild passt heute nicht mehr.

Stattdessen eine Überraschung neulich im Religionsunterricht, eine tolle Wende in der Geschichte, die mir an dem Tag in der Schule begegnet ist.

Wir sprechen über „Maria und Marta“ – diese beiden Schwestern, bei denen Jesus mit seinen Jüngern zu Gast ist. Die Szene klingt wie aus dem Leben gegriffen. Marta hat alle Hände voll zu tun. Sie ist in ihrem Element, wenn es darum geht, dass Gäste sich bei ihr wohl fühlen. Es  soll ihnen an nichts fehlen. Aber dann wird ihr plötzlich alles zu viel. Warum muss sie eigentlich alles alleine machen – die ganze Arbeit. Und Maria – was tut sie? Sitzt einfach bei den Gästen und hört Jesus zu, anstatt in der Küche zu helfen. Marta platzt der Kragen – sie beschwert sich und fordert Jesus auf: „Sag du ihr doch, dass sie auch mit anpacken soll“. Als Jesus ihr antwortet, „Nein, Marta, was Maria tut ist richtig, sie nimmt sich Zeit und hört einfach zu“, ist die Geschichte zu Ende.

Zu meiner Überraschung wählt eine Schülerin aus den Bildern, die ich zu der Geschichte mitgebracht habe, eine Frau in meditativer Haltung. Nicht etwa eine, die sich die Haare rauft vor Arbeit oder eine, der vor Wut der Kragen platzt. „Das ist Marta“, entscheidet sie. „Sie setzt sich auch zu Jesus – wie Maria. Sie muss sich gar nicht immer so stressen und perfekt sein.“

Ich finde, das ist eine tolle Geschichte gerade zum Muttertag: „Ich muss mich nicht immer so stressen“,  Befreiung aus dieser typischen Hausfrauen- und Mutterrolle, die durch manche Muttertagsgeschenke eher zementiert oder kommerzialisiert wird. Ich darf die Rolle ablegen, für alle sorgen zu müssen oder zu wollen. Ich darf mir Zeit nehmen zum Lesen, zum Spazierengehen, zum Musikhören, im Gottesdienst zu sitzen, die Vögel und Blumen in meinem Garten zu betrachten. Danke für die Blumen – ich hab dann mal frei!

Von Diakonin Elke Bentlage-Heeren