Langsam macht sich in mir echte Sorge breit. Seit einer halben Stunde suche ich schon mein Portemonnaie. Ich muss es irgendwo gedankenversunken hingelegt haben und erinnere mich nicht daran. Vorhin beim Einkaufen hatte ich es doch noch! Oder ist es mir aus der Tasche gefallen? Liegt es auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt? Ist es gar gestohlen worden? Sie kennen es sicher, wenn man etwas verzweifelt sucht und sich Sorgen macht.

Das Gefühl, etwas verloren zu haben und es nicht finden zu können, ist unangenehm. Schon bei kleinen Dingen nervt es. Aber was ist, wenn man eben nicht nach einem Gegenstand sucht, sondern nach einem lebenden Wesen? Einen verlorenen Freund? Oder wenn man selbst verloren ist?
Jesus erzählt in einem Gleichnis von einem Hirten, der sich aufmacht, ein verirrtes Schaf zu suchen. Seine übrigen 99 Schafe lässt er dafür zurück. Das eine verlorene Schaf ist wichtig. Gott nimmt das Verlorene an und geht ihm nach, erzählt Jesus. Gott gibt eben nicht schnell auf und lässt verlorenes verloren sein. Da ist kein Gedanke von „taucht schon wieder auf“, sondern Sorge um jeden einzelnen. Egal wie sehr wir uns verirrt haben, in welchen seltsamen Ecken des Lebens wir grade stecken: Gott sucht uns und gibt uns nicht verloren und ist da. Dieser Gedanke ist eine Beruhigung im Leben.
Ich habe letztlich mein Geldbeutel gefunden: im Gemüsefach im Kühlschrank. Ich muss ihn mit einem ganzen Haufen frischen Gemüse aus dem Einkaufsbeutel dort mit hineingeschüttet haben. Meine Sorge wandelt sich in Erleichterung. Ich habe mein Portemonnaie gefunden und danke Gott.
Pastorin Antje Wachtmann, Referentin für Kirche im Tourismus