Ich habe schon gewählt. Und ich habe es sehr gerne getan, denn: Auf meine Stimme kommt es an. Ich war so glücklich, dass ich abstimmen durfte. Gott sei Dank – ich hatte bisher immer das Glück, mitbestimmen zu dürfen. Ich weiß: Meine Stimme ist heiß begehrt. Die letzten Wochen waren doch alle Medien voll davon: Fernsehdebatten, Podcasts, Kommentare, Plakate. Kandidatinnen und Kandidaten werben um meine Stimme. Und das große Glück ist: Ich kann sie in aller Freiheit dem geben, wer mich am meisten überzeugt. Was für ein Vorrecht. So viele Menschen in anderen Ländern würden sich doch genau das wünschen: frei mitbestimmen zu können. Es geht um unser aller Wohl. Es geht darum, dass wir als Gesellschaft in gegenseitigem Respekt zusammenhalten. Dass wir alle miteinander klarkommen, auch wenn wir unterschiedlich denken und ganz verschieden auf die Aufgaben unserer Zeit blicken. Es kommt darauf an, dass wir niemanden übersehen und niemand es auf einen anderen absieht. Der Reichtum unseres Landes besteht doch auch in unserer bunten Vielfalt.

Übrigens: Auch Gott hat schon gewählt. Er hat eine gute Wahl getroffen: Uns alle! Ohne Unterschied hat unser Gott uns eine unantastbare Würde verliehen. In der Sprache der Bibel werden wir Menschen als „Gottes Ebenbilder“ gewürdigt. Mehr geht nicht! Diese Würde gilt allen ohne jede Einschränkung: Dir. Mir. Allen anderen auch. Wäre der Begriff nicht aus der Mode gekommen, dürften wir uns alle mit „Hochwürden“ ansprechen. Was für eine Ehre! Und wenn wir so respektvoll übereinander denken: Der Ton jedes Gespräches verändert sich zum Guten.
Geben wir unsere Stimme für Mitmenschlichkeit und Mitgefühl, für Nächstenliebe, wo auch das Recht des Schwächeren eine Stimme hat. Und denken wir an Kinder und kommende Generationen. Ich werde auf keinen Fall sagen: „Ich habe die Qual der Wahl.“ Selbst wenn ich mit keiner Partei zu 100 % übereinstimme – mein Wahlrecht ist Ausdruck meiner Freiheit. Viel Freude bei einer guten Wahl!
Tido Janssen, Superintendent im Kirchenkreis Aurich