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22.12.2024 Eine „märchenhafte“ Geschichte…

Ein älterer Herr ruft mich an und sagt: „Frau Schiermeyer, die Bibel ist ein Märchenbuch.“ Ich liebe Märchen. Er vielleicht auch. Trotzdem sind seine Worte nicht nett gemeint. Er möchte sagen: Ihr hängt euer Herz an das Falsche. An Märchen, die euch nicht helfen und retten können. Die Weihnachtsgeschichte – ein Märchen wie „Drei Nüsse für Aschenbrödel“, das wir in jedem Advent im Fernsehen anschauen?

  • Eine gute Geschichte ist sie auf jeden Fall, farbig, spannend, unterhaltsam, mit singenden Engeln, armen Hirten, reichen Königen und einer wunderbaren Geburt.

Und doch ist eben gerade nicht märchenhaft, was da in Bethlehem beginnt. Eine Mutter bringt auf dem Boden eines Stalls ein Kind zur Welt, ihr erstes. Es tut weh, keine Hebamme hilft ihr, es ist dunkel, sie hat Angst. Wenig märchenhaft ist das alles, so wenig märchenhaft wie das Leben, für das sich ihr Sohn entscheidet, als er ein Mann wird.

Trotzdem geht von der Lebensgeschichte dieses Mannes Jesus und seiner Geburt im Stall eine Wirkung aus, die mehr als jedes andere Ereignis unsere Weltgeschichte geprägt hat.

Es klingt märchenhaft, dass eine Stallgeburt 2000 Jahre später am 24. Dezember Millionen Menschenherzen berührt. Sie sind nicht angerührt, weil sie einem Märchen glauben. Sondern weil sie der Geschichte von Jesus abspüren, dass ihnen in diesem Menschen und seiner Geburt im Stall Gott begegnet. Er wird wie wir. Er macht sich klein wie ein Kind, er geht den Weg der Liebe, er hält die Dunkelheiten dieser Welt aus, er besiegt den Tod, er möchte an unserer Seite sein. Das ist eine der größten Geschichten dieser Welt, für die man leben und mit der man sterben kann. Und das ist wirklich wahr…

Sabine Schiermeyer

Regionalbischöfin für den Sprengel Ostfriesland-Ems