Am morgigen Sonntag versammeln wir uns wieder vor dem Mahnmal auf unserem Friedhof in Ochtelbur um der Toten und Opfer der Kriege zu gedenken. ERINNERN oder VERGESSEN – darum geht es dann.
VERGESSEN ist sicherlich der bequemste Weg und ich kann es sogar nachvollziehen, daß viele ihn einschlagen -VERSTEHEN kann ich es aber nicht. Der wahnsinnige Schmerz der gefallenen, vermißten und verwundeten Soldaten ist n a c h dem Krieg geboren und das Geheimnis der Versöhnung ist die Erinnerung. Verdrängen wir die Erinnerung an die ca. 55 Millionen Menschen die ihr Leben lassen mussten bitte nicht! Wenn wir von Gefallenen sprechen ist das eine recht behutsame Bennenung von grausamen und einzelnen Fakten, denn GEFALLEN heißt: verblutet – verbrannt-ertrunken-erschossen – zerfetzt von Bomben, Granaten und Munition – verhungert-verdurstet-gequält und gefoltert in Lagern. All diesen Soldaten müssen wir noch die vielen Opfer aus der Zivilbevölkerung an die Seite stellen, die bei Fliegerangriffen in der Heimat oder bei Vertreibung aus dem Osten ums Leben gekommen sind.
Sich erinnern heißt doch bitte nicht ASCHE aufheben – sondern ein Feuer glühen zu lassen – keine Angst – es wird weder rauchen noch riechen…. Tun wir es für die Opfer aller Kriege denn sie sind Mahner zur Versöhnung und zum Frieden. ERINNERUNG ist eine moralische Verpflichtung gegenüber allen Toten der Vergangenheit aber auch den küftigen Generationen gegenüber. Wir sind es den Toten schuldig nicht zu vergessen oder zu verdrängen damit wir uns orientieren können um zu wissen wozu Menschen fähig sind.
Nicht nur damals – nein auch heute – Afghanistan ist nur ein Beispiel. Gegen die Tänen der Hinterbliebenen kommen meine heutigen Gedanken nicht an – niemals nicht -denn: Unter Kreuzen, Grabsteinen oder Grassoden liegen sie in der Erde. Nun sind sie NICHT mehr – sind NICHTS mehr? Ausgelöscht? Nur der Name, wenn überhaupt, eingemeißelt in Marmor oder Fels mit den Daten von Geburt und Tod?
Kommt vielleicht noch einer – mit ein paar Blumen oder einem stillen Gebet? WARUM? Weil er die Geschichte kannte, immer noch kennt und weint- bis nach jahrzehntelang gewesener Zeit keiner mehr kommt, keiner mehr fragt und keiner mehr weint. Doch einen jeden kennen und lieben – das kann nur einer – GOTT – du unser Vater – bei dir hat es noch kein einziges Vergessen gegeben, denn du wirst sie ALLE – jeden Einzelnen bei ihren Namen rufen und die Toten werden antworten.
Helmut-G. van der Wall, Prädikant im Kirchenkreis Aurich