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10. Juli 2021: Fürchte dich nicht!

Als ich Kind war, wohnten wir in einem Mehrfamilienhaus mit einem großen, dunklen Keller. Komisch war es dort. Ein muffiger Geruch. Eine drückende Stille, dazwischen undefinierbare Geräusche. Ich habe mich jedes Mal ein wenig gefürchtet, wenn ich dort hinuntermusste. Dann habe ich etwas gesummt oder mit einer imaginären Begleitung geredet. Und wenn es irgendwie ging, habe ich es vermieden, allein dort hinunterzugehen. Vermeidung ist wohl eine naheliegende Strategie, der Furcht zu begegnen. Was Furcht auslöst, dem gehe ich lieber aus dem Weg. Was Furcht erregt, soll weg. Nicht so schlimm, wenn es nur der unheimliche Keller ist, den ich nicht betreten mag. Da mag der erwachsene Mensch milde lächeln. Aber Furcht, bzw. der Versuch, sie zu vermeiden, kann auch Formen annehmen, wo jedes Lächeln gefriert.

Da befürchten Menschen den Verlust der christlichen Werte in unserem Land und fordern die Eindämmung aller fremden Religionen. Die Furcht vor einer übermäßigen Beschneidung der Freiheit oder vor wirtschaftlichen Einbußen führt zur Leugnung oder Bagatellisierung von Gefahren. Aus der Furcht vor allem, was fremd ist, entstehen Diskriminierung und Hass. Die Furcht vor dem Verlust der Macht führt in den Krieg oder in die Diktatur. Was macht es so schwierig, der Furcht mit etwas mehr Gelassenheit zu begegnen? Vielleicht braucht es eine Art Grundvertrauen. Ein „Gehaltensein“.

Das Wissen um einen Gott, den nicht ich verteidigen muss (gegen wen oder was auch immer), sondern die mich im Leben stützt und begleitet, herausholt aus unnötigen Zwängen, erlöst aus den Verstrickungen, in die sich Menschen und Gesellschaften aus reiner Furcht manövriert haben. „Fürchte Dich nicht, denn ich habe Dich erlöst.“ Das sagt Gott seinem Volk im Buch Jesaja zu.  Nicht nur einem einzelnen Menschen sagt Gott dies zu, sondern gleich einem ganzen Volk. Und seit Jesus Christus gilt es der ganzen Menschheit: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst.“ Du hast es nicht nötig, Dich zu fürchten, denn Du hast einen starken Gott an deiner Seite. Handle nicht aus Furcht, sondern aus Liebe.

In diesem Sinne: seien Sie erlöst!

Von Torsten Hoffmann, Diakon im Kirchenkreis Aurich