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Ev. Jugend Aurich in Amsterdam

Jugendliche Gruppenleiter*innen aus dem Kirchenkreis Aurich beschäftigten sich in ihrem Fortbildungsseminar vom 16.-18.12.2022 mit dem religiösen Leben in Amsterdam.

Mit 13 Jugendlichen begab sich Kirchenkreisjugendwartin Christine Kruse auf Spurensuche. Als erstes führte Christine Kruse die Gruppe zu einem ganz normalen Grachtenhaus am Oudezijds Voorburgwal 38, also ins Rotlichtviertel. Lediglich ein Eingang aus Beton und Glas ließ erkennen, dass hier ein Museum sein könnte. Und in der Tat: In diesem Grachtenhaus war etwas ganz besonderes untergebracht: eine auf dem Dachboden versteckte Kirche namens Ons‘ Lieve Heer op Solder („Unser lieber Herrgott auf dem Dachboden“).

Die Jugendlichen erfuhren, dass bereits seit dem 17. Jahrhundert im Amsterdamer Grachtengürtel Juden neben Moslems, Katholiken neben Protestanten lebten. Nur die Calvinisten sahen es nicht gerne, wenn man die jeweilige Religion öffentlich auslebte. Und so entstanden die versteckten Kirchen. Der deutsche Tuchhändler Jan Hartman richtete auf dem Dachboden seines Grachtenhauses eine katholische Kirche ein. Die Gruppe war beeindruckt von der dreistöckigen Kirche mit Glocken auf dem Dach, Altar und Orgel. „Das hätte ich niemals erwartet“ staunte eine Teilnehmerin.

Nach dem anschließenden Rundgang durch das Amsterdamer Grachtenviertel stand der Besuch des Anne-Frank-Hauses auf dem Programm. Die Ehrenamtlichen hatten sich vorher mit dem Leben von Anne Frank beschäftigt. Nun in den Räumen zu stehen, die der Familie als Versteckt diente und in denen das Tagebuch geschrieben wurde, berührte die Jugendlichen sehr. Auf den knarrenden Dielen zu gehen und gleichzeitig zu wissen, dass damals jedes Geräusch vermieden werden musste. Die Bleistiftstriche an der Tapete zu sehen, die zeigten wie Anne und ihre Schwester in den zwei Jahren im Versteckt gewachsen sind. Die Augenzeugeninterviews von Annes Vater, den Helfern und die Anne Frank im KZ begegnet sind, wirkten noch lange nach. Nach dem Besuch nahm sich die Gruppe Zeit die persönlichen Eindrücke zu schildern. „Fast zwei Jahre in der Angst zu leben entdeckt zu werden, nicht mehr die Sonne oder den Wind zu spüren , das mag ich mir gar nicht vorstellen.“ war so eine Äußerung.

Die aktuelle Politik holte dann die Teamer*innen schnell ein. Nicht weit entfernt, demonstrierten Iraner*innen für die Freiheit, für die Frauen und die zum Tode verurteilten Demonstranten im Iran. Ein Teilnehmer äußerte sich in im Tagesfeedback: “Wichtig ist nicht welcher Religion man angehört, sondern was man aus seinem Glauben für sich und andere macht.“ Die Teilnehmer*innen waren begeistert von diesem Seminar in Amsterdam und planen eine Fortsetzung im nächsten Jahr.

Bericht von Kirchenkreisjugendwartin Christine Kruse