Ein Stein. Ein grauer Stein liegt in meiner Hand. Nein, es ist kein „Friesenkiesel“ und auch kein „Bliedmaker“. Obwohl das eine Gute Idee war, einander und vor allem unter Kindern in Zeiten Corona-bedingter Kontaktabbrüche einen lieben Gruß weiterzureichen und ein Lächeln auf die Gesichter zu zaubern. Die Corona-Pandemie hat wie ein Brennglas auf unsere Gesellschaft gewirkt. Mit Beginn der Corona-Pandemie geriet alles andere aus dem Blick. Die Kriege im nahen Osten und in Afrika, das Elend der Flüchtlinge vor den Grenzen Europas, die Klimakrise, die Lage der Obdachlosen, die Lage der Menschen am Rande unserer Gesellschaft, die Lebensbedingungen der vielen Adressatinnen und Adressaten der Sozialen Arbeit waren kein Thema mehr. Im Supermarkt wurde um Klopapier gerungen, unsere Gesellschaft in „Risikogruppen“ und „Nicht-Risikogruppen“ sowie in „Infizierte“ und „(noch) nicht Infizierte“ eingeteilt. Soziale Arbeit wurde und wird in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Flüchtlingsarbeit, in der Lebensberatung und Schuldner- Krisen-Intervention und der Betreuung Suchtkranker selbstverständlich fortgeführt und musste in manchen Bereichen in neu erfundenen Formen geschehen. In der Öffentlichkeit war davon wenig zu hören.
Dabei entscheiden wir heute, in welcher Gesellschaft wir zukünftig leben wollen.
Darum steht die kommende „Woche der Diakonie“ unter dem Motto: „MITGESTALTEN“. Weil jede und jeder zählt. Und weil es ein „Wir“ braucht und ein „Wollen“. Biblische Vorbilder zeigen, dass es sich lohnt, sich einzumischen. Vier Andachten in vier Regionen in der kommenden Woche laden dazu ein, gemeinsam nachzudenken, Mut zu schöpfen und sich anregen zu lassen. Manchmal braucht es einen langen Atem und Klugheit, Zusammenwirken und eine Haltung, der kein Menschenleben egal ist.
Grau muss nicht grau bleiben. In Matthäus 15,21-29 bittet eine Frau aus einem fremden Land um Zuwendung und Heilung für ihre Tochter. Am Ende entfährt es dem erst unwilligen, dann staunenden Jesus: „Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du es willst!“ Gott will, dass wir wollen. Bei Gott ist Platz für unser Fühlen und Wollen, und: Gott lässt sich davon anrühren und bewegen.ch wünsche Ihnen an diesem Wochenende segensreiche Begegnungen.
Ihre Pastorin Christiane Schuster-Scholz